2- Küsst du den Sohn?
14.01.2017 — Diese Seite herunterladen und drucken
Psalm 2 macht deutlich, dass "den Sohn zu küssen" eine Sache ist, bei der es um Leben und Tod geht. Die zwei folgenden Fragen betreffen also nicht nur uns Christen, sondern jeden Menschen, der auf dieser Erde lebt:
Der Querverweis bringt uns zu einem von mehreren sinnverwandten Texten im Neuen Testament:
"Wer Glauben an den Sohn ausübt, hat ewiges Leben;
wer dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen,
sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm." (Johannes 3:36, NWÜ)
Klare Antwort also: Ja, gilt immer noch!
Jetzt zur zweiten Frage ...
Was bedeutet es, "den Sohn zu küssen"?
Im hebräischen Urtext von Psalm 2 steht eine Form des Verbs "nashaq" (נָשַׁק), was "küssen" bedeutet.
Verschiedene deutschsprachige Bibelübersetzer übersetzen "nash-shequ" hier folgendermaßen:
- "Küsst den Sohn" – Neue Welt Übersetzung
- "Küsst ihm die Füße" – Einheitsübersetzung
- "Verehrt den Sohn" – Neue evangelistische Übersetzung
- "Erweist Ehre seinem Sohn" – Neue Genfer Übersetzung
- "Erweist seinem Sohn die Ehre, die ihm zusteht!" – Hoffnung für Alle
Welche Ehre steht dem Sohn denn zu? Oder auch: Wieviel Ehre steht ihm zu? Darf oder soll er verehrt oder sogar angebetet werden?
Das ist wichtig, denn im Umkehrschluss sagt Psalm 2:12 ja, dass derjenige, der den Sohn nicht "küsst", auf einem falschen Weg läuft und sogar umkommen wird!
Den Schlüssel zum Verständnis finden wir in den christlichen griechischen Schriften (Neues Testament), und zwar in dem griechischen Ausdruck "proskyneo".
Der Schlüssel: προσκυνέω !
Der griechische Ausdruck "proskyneo" setzt sich aus zwei Worten zusammen:
- "pros" = zu, hin,
- "kyneo" = küssen
und bedeutet nach Überzeugung der meisten Gelehrten, den Boden vor einer übergeordneten Person zu küssen oder eine Kusshand in Richtung der verehrten Gottheit zu werfen (wie z.B. auf ägyptischen Reliefs zu sehen).
"Alle diese Dinge will ich dir geben, wenn du niederfällst und mir einen Akt der Anbetung erweist."
Selbstverständlich lehnte Jesus es ab, Satan anzubeten.
An welchen weiteren Stellen steht noch "proskyneo" im Neuen Testament?
Huldigen, niederwerfen oder anbeten?
Hier die Liste von Bibeltexten für kritische Beröer-Augen:
Matthäus 2:2,8,11; 8:2; 9:18; 14:33; 15:25; 18:26; 20:20; 28:9,17; außerdem an 2 Stellen bei Markus, 3 Stellen bei Lukas und 7 Stellen bei Johannes, an diversen Stellen in Apostelgeschichte, 1. Korintherbrief, Hebräerbrief und Offenbarung.
An allen diesen Stellen stehen im griechischen Urtext Formen von "proskyneo".
Die Neue-Welt-Übersetzung übersetzt diesen Ausdruck an einer Stelle mit "einen Akt der Anbetung erweisen" (nämlich in Bezug auf Satan), an allen anderen Stellen aber mit "huldigen" (nämlich in Bezug auf Jesus, nachdem er den Sturm besiegt hat, übers Wasser gelaufen oder auferstanden ist).
... ist das folgerichtig?
"Huldigen" verschleiert die ursprüngliche physische Geste (zumindest in unserem persönlichen Vokabelschatz), uns war bisher nicht klar, was sich damals tatsächlich abspielte:
"Die anderen [Apostel] aber, die im Boot waren, fielen vor ihm nieder und sprachen: Du bist wahrhaftig Gottes Sohn! ... Bei seinem Anblick fielen sie anbetend vor ihm nieder ..."
(Matthäus 14:33; 28:17, Albrecht)
" ... Da warfen sie sich anbetend vor ihm nieder ..."
(Matthäus 28:17, Schlachter)
Wurde Jesus tatsächlich angebetet?
Lies den nächsten Artikel: "3- Darf man zu Jesus beten?"