Verschwörungstheorien im Licht der Bibel
02.01.2021
„Verschwörungs-theorien“ und „Verschwörungs-theoretiker“ sind zwei Worte, die man in den letzten Jahren immer häufiger in den Medien und in privaten Gesprächen hört. Stellen wir uns die Fragen:
- Was bedeuten die Begriffe ursprünglich,
- was meint man heute damit,
- wie wirken sie, und
- wie äußert sich die Bibel darüber?
Ursprüngliche Bedeutung
Der Begriff „Verschwörung“ bezeichnet ursprünglich einen heimlichen Zusammenschluss mehrerer Personen oder Parteien, die gemeinsam eine Unternehmung planen, die gegen jemanden oder etwas gerichtet ist, und diese durchführen. Andere Synonyme sind Komplott, Intrige, Konspiration.
Eine „Verschwörungstheorie“ ist logischerweise die Vermutung oder Annahme, dass eine solche Verschwörung stattfindet (Zusammenschluss, Planung, Durchführung). Diese Vermutung kann vage, intuitiv oder durch Hinweise begründet sein – was noch keinen Rückschluss auf den Wahrheitsgehalt zulässt: Vage oder intuitive Vermutungen können in Wahrheit zutreffen, und einzelne faktische Hinweise können falsch interpretiert werden und zu einer falschen Annahme führen. Je mehr faktisch korrekte, nachprüfbare Hinweise vorliegen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die Verschwörungstheorie eine tatsächliche Verschwörung abbildet.
Ein „Verschwörungstheoretiker“ ist jemand, der eine Verschwörungstheorie aufstellt oder vertritt, also annimmt, dass da eine Verschwörung stattfindet.
Der Begriff „Verschwörungspraxis“ (im Gegensatz zu „-theorie“) wird äußerst selten gebraucht.
Was meint man heute mit „Verschwörungstheorie“?
Ein ursprünglich wertneutraler Begriff lädt sich mit der Zeit mit Nebenbedeutungen (Konnotationen) auf, je nachdem in welchem Zusammenhang er gebraucht wird.
Beispiel: Wird der Begriff „Verschwörungstheorie“ z.B. häufig in einer Aufzählung mit „Rechtsextremen, Reichsbürgern und Covidleugnern“ genannt, dann stellt unser Gehirn eine neurale Verbindung zwischen diesen Begriffen her; die Begriffe färben aufeinander ab, sozusagen, und die Farbe bleibt kleben, ohne dass wir uns dessen bewusst sind.
Dieser Gehirnmechanismus dient der Orientierung („das hab ich schon mal in dem und dem Zusammenhang gehört, also könnte es sinnvoll sein, genauso wie damals zu reagieren“), aber er schafft nicht immer ein wahrheitsgetreues Abbild der Wirklichkeit, dessen sollte ich mir bewusst sein.
Die Nebenbedeutungen können auch auf Gefühlsebene entstehen. Auch bei dir?
Kleiner Selbsttest
Mache einen Selbsttest: Klingt „Verschwörungstheoretiker“ für dich
- Lächerlich?
- Weltfremd?
- Ärgerlich?
- Gefährlich?
- Nach Spinner?
- Nach Aluhutträger?
- Bloß nicht hinhören?
Musst du beim Lesen des folgenden Satzes grinsen oder lachen:
- „Die Erde ist flach“?
Herzlichen Glückwunsch, du bist gerade deinen eigenen Konnotationen (Nebenbedeutungen und Gefühlswerten) begegnet!
Ist das schlimm? Nicht, wenn man sich dessen bewusst ist.
Wenn man sich dessen nicht bewusst ist, dann erinnert und wertet man, statt einfach objektiv wahrzunehmen, was da ist. Und o ja, das ist problematisch, denn dann ist mein eigenes, persönliches Wahrnehmungsvermögen und damit meine Urteilskraft eingeschränkt, ich muss mich auf das Urteil anderer verlassen.
Ein Reizwort als Barriere
Wenn ein Wort so stark mit Nebenbedeutungen und Gefühlswerten aufgeladen ist, bekommt es die Wirkungsweise einer Barriere, die einen davon abhält weiterzugehen, weiter zuzuhören, zu lesen, zu recherchieren, nachzudenken, selbst zu bewerten und einzuordnen.
Das funktioniert hervorragend mit dem Reizwort „Verschwörungstheorie“.
Lachen, dichtmachen. Ein gelernter Reflex.
Achte mal drauf.
Bei Zeugen Jehovahs ist es das Wort „abtrünnig“ oder „Abtrünniger“, das wie ein Elektrozaun wirkt und einen vor weiterer Informationsaufnahme zurückschrecken lässt. Man verschließt sich vor der eigenen Wahrnehmung, dem eigenen Nachdenken und Bewerten und vertraut der Prägung, die man von jemand anders erhalten hat, und das geschieht unbewusst und im Bruchteil einer Sekunde.
Natürlich kann man nach Prüfung der Tatsachen sagen: Das erscheint mir unwahrscheinlich, das lehne ich ab, etc. Aber das ist etwas völlig anderes als der Reizwort-Reflex, der stereotyp immer dieselben Reaktionen auslöst.
Wie äußert sich die Bibel über Verschwörungen?
Das Wort „Verschwörungstheorie“ steht zwar nicht in der Bibel, aber wir finden historische Berichte von Verschwörungen:
Königin Isebel und ihr Mann Ahab erpressten mit einem Brief die Stadtältesten, den Naboth falsch anzuklagen und hinzurichten, um seinen schönen Weinberg an sich zu reißen. (1. Könige 21, Vers 1-16) Das klassische Muster: Geheimer Zusammenschluss, Planung gegen Naboth, Durchführung.
Diese Verschwörung wurde vom allmächtigen Gott persönlich aufgedeckt, der seinen Propheten Elia davon informierte und ihn beauftragte, dem Königspaar seine Strafe anzukündigen. (Vers 17 ff.)
König David beging Ehebruch mit der Frau seines Soldaten Uriah und zettelte (ebenfalls mit einem Brief, wie Isebel und Ahab) ein Komplott an, um den ahnungslosen Uriah in vorderster Schlachtreihe absichtlich den Tod finden zu lassen. Auch hier entlarvte ein Prophet Gottes die tödliche Intrige, nämlich Nathan. (2. Samuel Kapitel 11)
... und über Verschwörungs-Theorien?
Eine Verschwörungstheorie stellte der König von Syrien auf, nachdem er dem König von Israel mindestens dreimal vergeblich eine Falle gestellt hatte:
„Demzufolge wurde das Herz des Königs von Syrien über diese Sache wütend, so daß er seine Diener rief und zu ihnen sprach: „Wollt ihr mir nicht mitteilen, wer von denen, die zu uns gehören, für den König von Israel ist?“ (2. Könige 6:11)
Er vermutete Spione in den eigenen Reihen; dabei war es wiederum der Allmächtige Gott, der die Komplotte des Syrerkönigs belauschte und seinem Propheten Elisa mitteilte, der wiederum den König von Israel warnte und die Verschwörung des Syrerkönigs vereitelte.
Eines sehen wir aus diesen drei Beispielen:
Echte Verschwörungen sind vor Gott ein offenes Buch,
und er hat sie in allen drei Fällen seinem „Bodenpersonal“ (den Propheten) geoffenbart.
Weitere Beispiele für Verschwörungen in der Bibel sind unter anderem:
- Hamans Plan, um den Juden Mordechai und das gesamte jüdische Volk auszurotten (Esther Kapitel 3 bis 7),
- Die Intrige der 120 Statthalter in Babylon, die Daniel in die Löwengrube brachte (Daniel Kapitel 6),
- Die Verschwörung der Juden, um Paulus aufzulauern und umzubringen (Apostelgeschichte 23:12-15).
Die bisher größte Verschwörung
Die heimliche Verschwörung der Pharisäer, Sadduzäer, Schriftgelehrten, des Hohepriesters und des Judas Iskariot, mit dem römischen Statthalter und dessen Soldaten als ausführenden Organen, zielte auf die Hinrichtung des Messias, Jesus Christus, Gottes eigenem Sohn.
„Und die Oberpriester und die Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn durch einen listigen Anschlag greifen und töten könnten.“ (Markus 14:1)
Geheimer Zusammenschluss, Planung, Durchführung.
Bemerkenswert, wie es diesen Parteien gelang, innerhalb weniger Stunden die öffentliche Meinung zu beeinflussen, so dass sie ins völlige Gegenteil umschlug:
„Und viele breiteten ihre Kleider auf dem Weg aus, andere aber Zweige, die sie auf den Feldern abschnitten; und die Vorangehenden und die Nachfolgenden riefen: Hosanna! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn! Gepriesen sei das kommende Reich unseres Vaters David! Hosanna in der Höhe!“ (Markus 11 Verse 8-10, ELB)
„Pilatus sagte zu den Juden: »Hier ist euer König!« »Weg mit ihm!«, brüllten sie. »Ans Kreuz mit ihm!«“ (Johannes 19:14b, 15, HFA)
Auch in diesem Fall lag der ganze Plan offen vor Gott, und Gottes Sohn selbst informierte seine Jünger im Voraus davon, aber sie begriffen es noch nicht.
Das ist übrigens ein Prinzip Gottes:
„Gott JHWH tut nichts, ohne sein Geheimnis / seinen Ratschluss vorher seinen Dienern, den Propheten, anvertraut zu haben.“ (Amos 3:7)
Ob er das heute wohl immer noch genauso tut? Sowohl seine eigenen „geheimen Pläne“ mitteilen als auch die Verschwörungen seiner Gegner aufdecken?
Die größte Verschwörung aller Zeiten
Die historische Verschwörung gegen Jesus Christus wird in Psalm 2 angedeutet:
„Die Könige dieser Welt stehen ´zum Angriff` bereit, und die Machthaber verbünden sich miteinander zum Kampf gegen JHWH und gegen seinen Gesalbten (Messias).“ (Psalm 2:2)
Aber es steckt noch mehr in diesem Text! Denn in die Kreuzigungsverschwörung im 1. Jahrhundert waren nicht „die Könige der Welt“ verwickelt, sondern nur ein König, nämlich Herodes. Der römische Kaiser wurde erst im Nachhinein darüber informiert (> Acta Pilati).
Also muss es in Psalm 2 um eine noch viel größere Verschwörung gehen, an der sehr viele, wenn nicht alle Könige und Machthaber der Welt verwickelt sind. In Psalm 2 geht es weiter:
„[Gott] spricht: »Ich selbst habe meinem König die Herrschaft übertragen! Er regiert auf dem Zion, meinem heiligen Berg.«
[Und dieser König verkündet:] »Ich gebe den Beschluss von JHWH bekannt. Er hat zu mir gesagt: ›Du bist mein Sohn, heute bin ich dein Vater geworden.
Bitte nur darum, und ich gebe dir die Völker zum Besitz, ja, die ganze Erde soll dir gehören.
Du wirst sie mit eisernem Zepter zerschlagen, sie wie Tongeschirr zerbrechen!‹«“
(Psalm 2:6-9 HFA)
Diese Aussagen beziehen sich deutlich auf die Endzeit. Die Endzeit ist unsere unmittelbare Zukunft. Also kann man logischerweise daraus ableiten, dass in unserer Zeit diese weltumspannende Verschwörung der „Könige und Machthaber“ stattfindet, die in Psalm 2 vorausgesehen und erst durch unseren Herrn Jahuscha (Jesus) beendet werden wird.
< voriger Artikel: "Sollten Christen sich mit den Endzeit-Prophezeiungen beschäftigen?"