Erschütterung

Suchender

Wie kommt man durch die schlaflosen Nächte hindurch, wenn beunruhigende Gedanken uns beherrschen? Wie ist es möglich, eine große Enttäuschung in Sachen des Glaubens zu verarbeiten? Was kann man tun, wenn einem der Boden unter den Füßen weggezogen worden ist, wenn man sich plötzlich so ganz allein fühlt und nicht weiß, wie es weitergehen könnte?

Diese Unruhe hält mich fest, und ich bin in meinem Glauben an eine Stelle gekommen, wo ich das Gefühl habe, die Welt stehe Kopf. Und ich frage mich, ob ich das Richtige geglaubt und gehofft habe. Aber geht es anderen nicht ebenso, und haben biblische Personen das nicht ebenso erfahren? Ist es nur für mich so neu, weil ich es nie erwartet habe?

Wer nachdenkt, wird nachdenklich


Ich denke nach und lande bei Ethan, dem Esrachiter, der vermutlich den 89. Psalm geschrieben hat. Ich weiß nicht, wann dieser Ethan gelebt hat; die Bibel gibt darüber keine Auskunft. Aber gleichgültig, wer Ethan genau war, er war ein Mensch, der seine Erwartungen nicht erfüllt sah und deshalb in eine Krise geriet. Im ersten Teil des Liedes geht es um die Hoffnung Ethans. Er hatte erwartet, dass sich die Hoffnung auf das Reich Gottes unter Davids Herrschaft erfüllte. Sie erfüllte sich nicht, jedenfalls nicht so, wie es sich Ethan vorgestellt hatte. Das Reich Davids hatte ein jähes Ende!

Er äußerte seine Enttäuschung, nachdem er in den Versen 35-37 den Bund erwähnt, in dem Gott ein dauerndes Königreich verheißt:

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“Du aber – du hast verstoßen, und du fährst fort, zu verachten; Du bist gegen deinen Gesalbten in heftigen Zorn geraten.

Du hast den Bund deines Knechtes mit Verachtung von dir gewiesen; Du hast sein Diadem bis auf die Erde entweiht. …

Du hast seinen Glanz aufhören lassen. Und seinen Thron hast du direkt auf die Erde geworfen.” (Psalm 89:38, 39)

Und ich entnehme den folgenden Worten, dass hier ein Mensch die Welt nicht mehr verstand. Die Enttäuschung saß tief, so dass er sogar fragen musste, ob es denn ganz umsonst gewesen sei, dass Gott die Menschen erschaffen hatte. Es erschien ihm alles sinnlos und leer. Seine Hoffnung hatte auf einmal keine Nahrung mehr. Er fragt am Schluss: “Wo sind deine früheren Taten liebender Güte, o Jehowah?” (Vers 49)

Der Psalm endet mit den Worten: “Gesegnet sei Jehowah auf ewige Zeit. Amen, ja Amen!”

Mehr wusste Ethan nicht zu sagen. Vermutlich dachte er so wie viele von uns, die eine Enttäuschung im Glauben erleben mussten: Egal, wie die Sache ausgeht, ich verstehe nun erst einmal gar nichts mehr, aber eines will ich immer wissen: Jehowah sei gesegnet! Hat der hart bedrängte Hiob nicht ähnlich gesprochen? Doch, auch er stand vor den Trümmern seiner Welt, und doch sagte er: “Der Name Jehowahs sei gepriesen!” So hat auch er, als er keinen Sinn mehr im Geschehenen finden konnte, alles in halber oder ganzer Resignation seinem Gott und Vater überlassen und sich der momentanen Lage ergeben.

Ich sehe Ethan und Hiob. Was kann man dazu sagen? Ich kann ihre Gefühle verstehen, ihre Unruhe mit schlaflosen Nächten und den vielen verstörenden Gedanken. Und ich denke an mich und fühle mich mit ihnen verbunden.

[...]

Es lohnt sich darüber nachzudenken


Wenn man mit den Zeugen Jehowahs vertraut wird, dann sieht man die Sonntagsseite der ganzen Angelegenheit; man sieht aufrichtig liebe Menschen; man sieht ihr ernstes Bemühen, sich als Christen im Leben zu bewegen, und man bemerkt das Wirken des Geistes Gottes an einzelnen Menschen. In den Zusammenkünften herrscht zumeist ein freundlicher Geist und man beginnt, sich dort zu Hause zu fühlen. Man wird durch den freudigen Geist angesteckt und möchte es den anderen nachmachen. So wird man mit der Zeit von der Versammlung aufgenommen. Nachdem man die Grundlehren der Bibel verstanden hat, fühlt man sich dem allgemeinen, blutleeren Christentum unserer Tage überlegen. Für eine gewisse Zeit trägt uns die Welle der Begeisterung mit sich fort.

Und dann vergehen die Zeit und das Leben. Man reift, wenn man sich mit der Bibel beschäftigt, weil das Wort Gottes lebendig ist und Macht über uns ausübt (Hebr. 4:12). Wir spüren diese Kraft und können im Leben so manche Klippe gefahrlos umschiffen, wenn wir uns an Jehowah halten und sein Wort und unser Gewissen beachten. Und es wird nicht ausbleiben, dass wir (hoffentlich) Erfahrungen mit unserem himmlischen Vater machen.

Wir machen bald auch andere Erfahrungen, die uns zuerst befremden; es ist, als hätte uns ein kalter Lufthauch gestreift. Da scheint irgendwie das Bild nicht ganz zu stimmen. Ein Gegensatz zwischen unserem biblisch fundiertem Wissen und der Wirklichkeit hinter der schönen Fassade entsteht. Im allgemeinen können wir dieses Gefühl kaum in Worte kleiden, und wir neigen dazu, uns selbst “in Zucht zu nehmen”, weil wir ja gelernt haben, nicht zu kritisch zu sein und erst einmal alles hinzunehmen und darauf zu warten, dass gewisse Dinge geändert, ja, richtiggestellt werden, oder wir unser Denken geändert haben. Unsere Gemeinschaft erzieht uns dazu, keine Kritik an Führungspersonen zu üben.

Vielleicht hört man etwas hinter vorgehaltener Hand, aber meistens nicht. Ständig wird betont, wie gut wir selbst in der “Organisation” sind, wie hervorragend die leitenden Brüder sind und wie sehr sie uns lieben. Immer wieder werden gewisse Verdienste herausgestellt und immer wieder wird gefragt, wo wir ohne die “Organisation” denn wären. Also hat man dankbar zu sein, und wer Kritik übt, ist nicht dankbar. Wenn man diesem Trommelfeuer ausgesetzt ist, schämt man sich, Kritik zu üben. Man glaubt, dass Kritik an den Verhältnissen auch Kritik an Gott sei, denn die “Organisation” ist ja – so bildeten wir es uns ein – “Gottes Organisation”. Man sagt zu sich selbst, dass man “in Demut” abwarten solle – und hält den Mund. Man richtet seinen Blick auf die vielen Vorteile der brüderlichen Gemeinschaft, bemüht sich also das Gute zu sehen und beruhigt sich damit eine Zeitlang.

Unter dieser Selbstdisziplinierung hielt ich den Mund. Und doch war mir nicht wohl dabei. Mein Gewissen und meine Bibelkenntnis störten immer wieder den inneren Frieden, ich fand keine Ruhe. Und eines Tages begann ich mir viele Fragen zu stellen. Ich sprach mit Ältesten. Sie versuchen mich zu beruhigen und argumentierten. Sie versuchten, etwas wegzuerklären, was nicht wegzuwischen war. Sie wiesen mich sanft zurecht und bemängelten meine Zweifel. Ich fühlte mich mit “leeren Argumenten beiseite gestoßen” (Jes. 29:21b).

Damit versuchte man, mich “ruhigzustellen”. Aber dann konnte ich mich damit nicht mehr zufrieden geben, und ich begann, selbst Antworten zu suchen. Manche fangen in dieser Situation an, die Bibel in verschiedenen Übersetzungen zu lesen, sie benutzen Konkordanzen und Wörterbücher, fangen zum ersten Mal an, die Bibel ohne eine fremde Brille zu lesen. Vielleicht beten sie auch bei gewissen Stellen. Oder sie surfen im Internet und finden auch hier Kritikpunkte, die häufig sachlich fundiert sind. Ich machte es ebenso.

Und mit den zunehmenden Kritikpunkten kam es, dass meine Enttäuschung wuchs. Sie wuchs nicht so sehr durch das falsche Bibelverständnis der “Organisation“, sondern mehr durch ihr Fehlverhalten. Es war der moralische Makel, der mich an ihr störte. Es war der krasse Gegensatz zwischen ihrem hohen moralischen Anspruch und ihrer falschen, unmoralischen Handlungsweise. Es war die Kombination aus überhimmlischen Gedanken und unterweltlichen Sitten.

“Auf was habe ich mich da eingelassen? Warum habe ich mich anlügen lassen? Ja, ist es denn möglich, dass sich Gott so einer “Organisation” bedient?” Das alles sind Fragen, die mit einem Mal vor mir standen.

Innere Wahrhaftigkeit und Mut um der Wahrheit willen


Wenn man in der guten Lage ist, den Mut zu haben, um genau das zu tun, was die “Organisation” verboten hat, nämlich selbst nachzuforschen, dann wird man selbst gute Argumente finden, um seine Zweifel an der “Organisation” zu bestärken, aber auch Argumente finden, um nicht an Gott zu zweifeln. Und wenn man diesen Mut hat, dann hat man auch den Mut, sich innerlich vom Betrieb zu lösen.

Auf diesem Weg begreift man (vielleicht zum ersten Mal), was innere Wahrhaftigkeit ist. Die Bibel sagt uns, dass Gott an innerer Wahrhaftigkeit Gefallen hat. Aber was verstehe ich darunter? Der Psalm 139 machte es mir deutlich:

Vor Gott kann man nicht eine Rolle spielen, die nicht zu uns passt; man kann dem Höchsten nichts vormachen. Aus Anständigkeit und aus dem Wunsch nach Rechtschaffenheit will ich offen und ehrlich mit dem Höchsten verkehren. Nur auf dieser Grundlage ist der Verkehr mit Gott möglich!

Und wenn man den Mut zum eigenen Denken vielleicht nicht aufbringt oder sich sogar für unfähig hält, seine Zweifel mit der Bibel in der Hand zu klären? Dann kommt es bestimmt dazu, dass man einen bitteren Geschmack im Munde verspürt und sich betrogen fühlt, dann kann man zornig werden auf Menschen, die als Betrüger aufgetreten sind, indem sie uns Falsches über Gott, seinen Sohn und die Bibel beigebracht haben. Wir empören uns innerlich über die Tatsache, dass wir irgendwelchen Menschen hinterher gelaufen sind.

Wir sind empört, weil wir uns betrogen fühlen. Enttäuschte Liebe schlägt dann vielleicht in Hass um. Dass dieser Hass auch blind machen kann, habe ich an manchen Enttäuschten abgelesen. Das kann soweit gehen, dass man auch den Schöpfer, der ja dafür überhaupt nicht verantwortlich ist, vergisst, ihn aus dem Herzen reißt. Unsere eigenen Gedanken und Gefühle werden dann immer wieder um dieses Problem kreisen wie schwarze Geier über dem Aas; sie werden uns mit der Zeit vergiften.

Sich selbst zur Ordnung rufen


Ich wollte diesen schlimmen Zustand überwinden, und dazu war es nötig, sich selbst zur Ordnung zu rufen. Es ist nicht gut, sich noch tiefer in die Enttäuschung zu vergraben und sich selbst die Schuld dafür zuzuschreiben, dass man angelogen worden ist. Ja, die Anständigkeit, das Vertrauen und die Liebe sind missbraucht worden! Ich habe mir in dieser Hinsicht nichts vorzuwerfen, es sei denn, dass ich zu stark auf Menschen vertraut habe. Man hat meine Gutmütigkeit und Arglosigkeit ausgenutzt und versucht, mich zu versklaven. Aber jetzt bin ich aufgewacht, wenn es auch schmerzlich war. Und damit habe ich eine Möglichkeit des Neuanfangs.

Neuanfang? Nicht so ganz, denn im Verlaufe des Glaubenslebens sind wir gereift und gewachsen. Wir haben viele beglückende Erfahrungen mit unserem Vater im Himmel machen können, wir haben erfahren, was Glaube, was Hoffnung und was Liebe bedeuten. Wir haben nur einen kleinen Fehler gemacht: wir vertrauten zu sehr den Menschen, der “Organisation“. Und hier kann mein Neuanfang sein!

Welche Macht gestatten wir anderen Menschen über uns? Dürfen sie überhaupt Macht über uns ausüben? Und wenn wir es zulassen, wie weit darf ihre Macht gehen? Wo ist die Grenze, die nicht überschritten werden darf?

Verflucht ist, wer Menschen zu seiner Zuflucht macht


Ich versuche, diese Grenze mit Hilfe des Wortes Gottes zu definieren. Wer von uns kennt nicht die Worte aus Jeremia 17: 5-8? Aber habe ich sie schon einmal auf die “Organisation” angewandt? Schließlich handelt es sich hier auch um Menschen! Im Denken mancher meiner Brüder rangiert die “Organisation” ganz oben! Da kann man hören, dass wir nur innerhalb der “Organisation” gerettet werden, dass nur sie uns in die neue Ordnung führt, dass nur in ihr das Licht der Wahrheit leuchtet usw. – usw. – usw.

Aber was sagt uns Gott durch Jeremia?

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“Verflucht ist der Mann, der sein Vertrauen auf Menschen setzt und dessen Herz von Jehowah weicht!”

Hat die “Organisation” inzwischen nicht alle Merkmale eines Götzenbildes angenommen? Und dann soll ich zulassen, dass sie Macht über mich gewinnt? Das darf nicht sein! Das darf um meines Lebens willen nicht sein!

Es ist ja nicht ungewöhnlich, dass Menschen Macht über andere ausüben wollen; das ist auch im Christentum nicht neu. Ich denke an Paulus, der nach über einem Jahrzehnt aus Kleinasien nach Jerusalem kommt. Als er die Versammlung in Jerusalem besucht, ist er alarmiert! In der Versammlung (und es soll ja die Versammlung der damaligen Leitenden Körperschaft gewesen sein, – so sagt es die “Organisation“!) findet er Leute, die die christliche Freiheit der Brüder belauerten, um sie zu versklaven:

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“Doch wegen der falschen Brüder, die unauffällig hereingebracht wurden, und sich einschlichen, um unsere Freiheit, die wir in Gemeinschaft mit Christus Jesus haben, zu belauern, damit sie uns versklaven könnten – diesen gaben wir durch Unterwerfung nicht nach, nein, nicht für eine Stunde, …” (Gal. 2:4, 5; um 50/51 u. Z. geschrieben)

Wo beginnt die Macht anderer Menschen über uns?


Die unheilvolle Macht anderer Menschen über uns beginnt immer dort, wo unser Gewissen manipuliert wird! Immer dort, wo wir in Selbstvorwürfe hineingedrängt werden, gehorchen wir anderen Menschen mehr, als für uns gut ist. Überall dort, wo wir nicht frei in unseren Gewissensentscheidungen sind, wo uns das eigene Denken und Entscheiden abgenommen wird, beginnt die Fremdbestimmung.

Immer dann, wenn jesuitische Argumentation das Feld beherrscht, beginnt die Versklavung. Und immer dann, wenn eine Gruppe durch ihr Verhalten und Propaganda Druck auf uns ausübt, kann es gefährlich werden, wenn der gerade Weg unmerklich verlassen wird. Das Gefährliche am Gruppenzwang ist, dass er uns verführen kann und das eigene Denken und Entscheiden blockiert: Man schwimmt dann mit dem Strom und denkt nicht mehr darüber nach, was eigentlich geschieht, ob es Recht oder Unrecht ist.

Scharlatane und religiöse Betrüger sind immer gute Psychologen, die schnell feststellen, was sie tun müssen, damit ihnen die Masse aus der Hand frisst. Wenn man seine Freiheit als Christ behalten will, dann sollte man die Gefahr der Masse meiden. Wenn man nicht zulassen will, dass die normale Lebensfreude vergällt wird, sollte man den Mut haben, sich diesem unheilvollen Einfluss zu entziehen. Ich habe es erlebt, dass man in einer Masse vom Gefühl der Gemeinschaft so beeinflusst werden kann, dass man Dinge tut, die man normalerweise nicht tun würde.

Um sich vor der Beeinflussung durch die Masse schützen zu können, muss ich mir selbst sicher sein, was meine Verantwortung vor Gott ist, und ich darf keine Menschenfurcht aufkommen lassen. Wen soll ich fürchten? Nur meinen Schöpfer! Und sonst niemanden. Aber wie oft bin ich von Menschenfurcht geplagt worden? Es war leider zu oft. Ich erinnere mich an so manche Dienstwoche, wo mich ein körperliches Unbehagen krank machte, weil ein selbstherrlicher Kreisaufseher uns drangsalierte (das Wort ist nicht ganz glücklich gewählt). Und obwohl ich mich fragte, ob das so sein muss, machte ich doch immer wieder mit – und tat mir selbst Gewalt an.

Gottesfurcht kontra Menschenfurcht


Ich habe lange über Gottesfurcht nachgedacht. Ein Spruch war hilfreich: In der Furcht Jehowahs liegt ein starkes Vertrauen ...” (Sprüche 14:26). Gottesfurcht schafft Vertrauen? Das war für mich radikal neu. Warum schafft Gottesfurcht Vertrauen? Was ist Furcht, wenn sie Vertrauen schafft? Sie hat mit Angst nichts zu tun, wie es Johannes betont, wenn er schrieb:

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“Die Liebe kennt keine Furcht, sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht.” (1. Joh. 4:18)

Diese Furcht Jehowahs hat bestimmt mit der Überzeugung zu tun, bei Gott geborgen und gut aufgehoben zu sein. Diese Liebe Gottes ist größer als unser Herz und führt dazu, Gott zu vertrauen. Aber Furcht? Das ist vielleicht nicht das passende Wort. Hier zeigt sich die Unzulänglichkeit der Sprache, die ja oft nur unscharfe Begriffe bildet. Und es könnte sein, dass Worte weder die Größe Gottes, noch seine Liebe, noch seine Gerechtigkeit treffend und umfassend beschreiben können. Und das Gefühl? Vielleicht das Gefühl, das keine Worte braucht.

Gottesfurcht schafft Vertrauen, weil sie uns den Allmächtigen sichtbar macht, uns ihm näher bringt, weil wir nur mit IHM gehen können, und weil sie alle Menschen auf ihr normales Maß herabschraubt. Sie schafft Vertrauen, weil sie mich lehrt, dass ich vor Gott verantwortlich bin, nicht zuerst vor den Menschen, sondern vor dem Höchsten! Durch Gottesfurcht bin ich mit Gott verbunden, denn ich muss – und ich will – ihm über alles Rechenschaft geben, und ich muss – und ich will – ihm mehr gehorchen als den Menschen (Apg. 5:29).

Denn was ist ein Mensch? Er ist ein Dunst, ein Schatten, ein Flügelschwirren, ein Nichts. Aber der Allmächtige kennt mich, weil ich mich ihm hingegeben habe, weil ich ihm mein Herz geschenkt habe, weil ich ihm gehöre  (2. Tim 2:19).

Gott prüft uns


Aber warum bin ich in eine Situation geraten, die mir so stark zu schaffen machte? Warum hat mein Vater im Himmel das zugelassen? Darf man diese Frage stellen? Ja, man darf! Und ich möchte diese Frage dahingehend beantworten, dass ich mit der Bibel sage, dass unser Glaube geprüft werden muss.

Als die Juden fast am Ende ihrer Wanderung durch den Sinai waren, ließ Gott durch Moses sagen: 

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“Und du sollst des ganzen Weges gedenken, den Jehowah, dein Gott, dich diese vierzig Jahre hat wandern lassen, um dich zu demütigen, um dich auf die Probe zu stellen, damit er erkenne, was in deinem Herzen ist. … So demütigte er dich und ließ dich hungern und speiste dich mit dem Manna,… um dich erkennen zu lassen, dass der Mensch nicht von Brot allein lebt, sondern von jeder Äußerung des Mundes Jehowahs lebt der Mensch tatsächlich.” (5. Mose 8:2, 3)

Unter schwierigen Umständen offenbart sich das Menschenherz


Der Schöpfer möchte wissen, was in meinem Herzen ist! Er prüft mich. Und in der Prüfung werde ich auch über mich selbst belehrt: Ich erkenne selbst, was mich bewegt, was ich glaube, wem ich vertraue. Ich erkenne unter Umständen meine eigenen Schwächen. Und das kann mir helfen, in freier Selbstbestimmung meinen Wandel mit Gott zu korrigieren. Diese Selbsterkenntnis bringt mich meinem Vater im Himmel näher. Und ich habe noch einen “Nutzen”: Wenn ich mich in einer Prüfung auf Jehowah stütze, seine Kraft erhalte und seine Hilfe spüre, dann wird mein Glaube, mein Vertrauen zu ihm stärker.

Dann gehe ich aus der Prüfung stärker hervor, als ich vorher war. Ich habe dann die wunderbare Erfahrung gemacht, dass der Höchste mit mir war! Ich war nicht mir selbst überlassen, ich “ging” an der Hand meines Vaters durch “Feuer” und “Wasser” und bin nicht “verbrannt” oder “ertrunken“! (Jes. 43:2, 3)

Denn “die geprüfte Echtheit des Glaubens bewirkt Ausharren” und Freude. (Jak. 1:3; 1. Petr. 1:7) Nach bestandener Erprobung weiß ich, dass der Höchste für mich, den kleinen Menschen, den unbedeutenden “Erdenwurm” da war.

Ich habe sein Handeln an mir selbst erlebt! Ich bin mit meinen finsteren Gedanken und schmerzhaften Gefühlen nicht allein gelassen worden. Welche schöne Tröstung des Geistes habe ich aus dem Wort Gottes bekommen! Wie oft hat mich der Geist meines himmlischen Vaters zurechtgewiesen und mir Einsichten geschenkt! Und das ging ohne Vermittlung und Hilfe durch eine “wunderbare Organisation”. Und auf einmal wusste ich, dass Paulus völlig Recht hatte, wenn er an die Korinther schrieb: 

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“Ich bin nur ein zerbrechliches Gefäß für einen so kostbaren Inhalt. Denn man soll ganz deutlich sehen, dass die übermenschliche Kraft von Gott kommt und nicht von mir. Obwohl ich von allen Seiten bedrängt bin, werde ich nicht erdrückt. Obwohl ich oft nicht mehr weiter weiß, verliere ich nicht den Mut. Ich werde verfolgt, doch Gott verlässt mich nicht. Ich werde niedergeworfen, aber ich komme immer wieder auf.” (2. Kor. 4:7-9)

So bin ich frei geworden von Menschenfurcht und Hörigkeit. Mit gewissem Stolz kann ich sagen, dass zwischen mir und dem Vater im Himmel nur Jesus Christus steht. Auf diese Weise habe ich zu den Grundfesten des Glaubens gefunden, und manchmal denke ich: “Dem Ende zu wird alles einfacher”.

Wo wohnt Gott und auf wen schaut er?

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“Jehowah spricht: “Der Himmel ist mein Thron, die Erde der Schemel meiner Füße.

Was für ein Haus wollt ihr da für mich bauen? Wo ist die Wohnung, in der ich Raum finden könnte? Ich, Jehowah, habe mit eigener Hand Himmel und Erde geschaffen, Durch mich selbst ist alles entstanden, was es gibt.” (Jes. 66:1, 2)

Welche Religionsgemeinschaft benötigt man, um zu Jehowah zu beten? “Wo ist die Wohnung, in der er Raum finden sollte?” In welcher Organisation wäre Gott “zu Hause”? Auf welche Gemeinschaft blickt der Schöpfer? Braucht er eine Organisation, die er als “seine Organisation” bezeichnen könnte? Sind nicht alle religiösen Gemeinschaften nur bescheidene Mittel zum Zweck? Sie sind günstigenfalls nicht mehr als Wegweiser.

Aber worauf schaut Gott?

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“Aber ich blicke freundlich auf die Verzagten, die sich vor mir beugen, auf alle, die mit Furcht und Zittern auf mein Wort achten.”

Das habe ich so und nicht anders erfahren! Aber es kann sein, dass ich auch die Erfahrung machen muss, die im gleichen Kapitel im Vers 5 beschrieben wird:

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“Hört, was Jehowah euch sagt, ihr alle, die ihr mit Furcht und Zittern auf sein Wort achtet: ‘Weil ihr zu mir haltet, werdet ihr von Leuten aus eurem eigenen Volk gehasst und wie Ausgestoßene behandelt. Sie spotten: ‘Jehowah soll doch seine Zusagen wahr machen! Wir möchten gerne erleben, wie ihr euch freut.’ Aber sie werden Schaden nehmen!”

Das kann sein, und ich will es dann so hinnehmen im Vertrauen auf Gott und seinen Sohn Jesus Christus. Ich werde dann an einen anderen Text aus dem Buch Jesaja denken:

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“Nur wer in allem tut, was recht ist, wer stets die Wahrheit spricht, wer sich nicht durch Unterdrückung anderer bereichert, wer sich nicht durch Geschenke kaufen lässt, wer nicht zuhört und mitmacht, wo man Mordpläne ausheckt, wer nicht beifällig zusieht, wo Unrecht geschieht.

Wer sich an diese Regel hält, wird auf sicheren Höhen wohnen und in Befestigungen Zuflucht finden. Ausreichende Nahrung ist ihm sicher, und auch an Wasser wird es ihm nie fehlen.” (Jes. 33:15, 16)

Es mag sein, dass man auf einer Bergspitze einsam ist, aber allein bin ich niemals!

(Quelle: bruderinfo-aktuell.org – 20.05.2016)