Sagte Jesus „Ich komme bald“ oder „Ich komme schnell“?

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@ Frank Schulenburg (Ausschnitt)

17.05.2024

Wiederholt finden wir in deutschen Bibelübersetzungen den Ausspruch von Jahuscha (Jesus): „Ich komme bald!“ Wir lesen ihn in den Evangelien, und auch die Offenbarung ist von diesem Ausdruck quasi eingerahmt, denn er steht u.a. im ersten und im vorletzten Vers:

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„Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald [Fußnote: oder in Kürze] geschehen muss; und durch seinen Engel sendend, hat er es seinem Knecht Johannes gezeigt,“

„Der diese Dinge bezeugt, spricht: Ja, ich komme bald [Fußnote: schnell, eilends]. – Amen; komm, Herr Jesus!“

(Offenbarung 1:1; 22:20 ELBBK)

Hat Jahuscha damit angekündigt, dass sein zweites Kommen schon kurz nach diesem Ausspruch stattfindet?

Es hört sich so an. Aber hat er das tatsächlich gesagt?

ταχύ und τάχος

Das griechische Wort im Grundtext ist „ταχύ, tachy“ bzw. „τάχος, tachos“.

Wir kennen es aus Begriffen wie „Tachometer“ (Geschwindigkeitsmesser) oder „Tachykardie“ (Herzrasen). „tachy“ bedeutet schnell, in Kürze, in kurzer Zeit, bald. „tachos“ bedeutet Geschwindigkeit, Schnelligkeit.

Was ist der Unterschied zwischen schnell und bald?

Schnell heißt: etwas geschieht in hohem Tempo, sozusagen im Zeitraffer, Schlag auf Schlag. Es wird nichts dazu gesagt, wie lange es noch dauert, bis es startet.

Bald heißt: es dauert nicht mehr lange, bis es startet. Es wird nichts dazu gesagt, wie schnell es dann abläuft.

Jahuschas Aussagen kann man also auf zwei Arten verstehen:

A) Bleibt wach, denn es dauert nicht mehr lange, bis ich komme. Oder:

B) Bleibt wach, denn wenn ich komme, geht es Schlag auf Schlag.

Für Variante B) spricht, dass Jahuscha für die Ereignisse vor dem Ende den Vergleich mit Geburtswehen wählte:

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„Denn es wird sich Nation gegen Nation erheben und Königreich gegen Königreich, und es werden Hungersnöte und Seuchen sein und Erdbeben an verschiedenen Orten. Alles dieses aber ist der Anfang der Wehen.“

(Matthäus 24:7-8 ELBBK)

Geburtswehen sind am Anfang leicht und in großem Abstand. Dann werden die Kontraktionen aber härter und häufiger, bis sie am Ende alle 2 Minuten kommen. Der Geburtsvorgang legt enorm an Tempo zu, er beschleunigt sozusagen.

Zu Variante B) passt auch die folgende Aussage:

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„Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden; aber um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden.“

(Matthäus 24:22 ELBBK)

Die Dauer eines Prozesses kann verkürzt werden, indem man das Tempo erhöht. Beispiel: Wenn ich eine dreijährige Berufsausbildung in nur zwei Jahren absolvieren will, dann muss ich richtig Gas geben.

Matthäus 24:22 kann natürlich auch so verstanden werden, dass Gott den Prozess der Bedrängnis abbricht (sozusagen dazwischengrätscht), ehe sie unser Vermögen übersteigt (vgl. 1. Korinther 10:13).

Ein weiterer Bibeltext für Variante B) ist Römer 16:20:

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„Der Gott des Friedens aber wird in kurzem [en tachei] den Satan unter eure Füße zertreten. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch!“

(Römer 16:20 ELBBK)

Wenn mit dem "Zertreten" das endgültige Zertreten Satans gemeint ist, wird es erst nach den 1000 Jahren Königsherrschaft Jahuschas plus der „kleinen Weile“ des letzten Angriffs Satans stattfinden (Offenbarung 20:1-3, 7-10), also nach mindestens 1000 + x Jahren. Ist das "bald"?

Deshalb erscheint uns hier die Übersetzung „bald“ nicht zutreffend, sondern vielmehr „schnell“. Jahuscha wird mit dem Satan kurzen Prozess machen, wenn es soweit ist, ähnlich wie mit Babylon der Großen.

(Über das Ende von Babylon der Großen wird in Offenbarung Kapitel 18 viermal (!) betont, dass ihr Ende in einer einzigen Stunde kommen wird, und als Veranschaulichung schleudert ein Engel einen großen Stein mit voller Wucht hinab — ebenfalls ein kurzer, heftiger Prozess. Das Wort „tachy“ steht hier allerdings nicht.)

Fazit:

Wenn Jahuscha sagt „Ich komme tachy“, sagt er damit nicht unbedingt etwas über den Zeitpunkt seiner Wiederkehr. Es kann auch die Art und Weise gemeint sein, das Tempo.