Sollten Christen sich mit den Endzeit-Prophezeiungen beschäftigen?
02.01.2021 | aktualisiert am 01.11.2021
„Und lasst uns aufeinander achten und uns gegenseitig zur Liebe und zu guten Taten anspornen. Deshalb ist es wichtig, unsere Zusammenkünfte nicht zu versäumen, wie es sich leider einige schon angewöhnt haben. Wir müssen uns doch gegenseitig ermutigen, und das umso mehr, je näher ihr den Tag heranrücken seht, an dem der Herr kommt.“ (Hebräer 10:24,25 NBH)
Der Tag des Herrn rückt automatisch zeitlich näher, aber das ist hier nicht gemeint: Wir sollen sehen, dass der Tag der Wiederkunft näher heranrückt.
Was bedeutet "Sehen" in diesem Zusammenhang?
Und ist das nur eine Anregung des Paulus an die Empfänger seines Briefes? Nein; unser Herr Jahuscha (Jesus) selbst gab dieselbe Anweisung in Markus Kapitel 13:
„Haltet ständig Ausschau, bleibt wach, denn ihr wißt nicht, wann die bestimmte Zeit da ist. ... Wacht also beharrlich ... Wacht beständig.“
Was meinte er mit „Wachen“? Dasselbe wie mit "Sehen": die Augen aufhalten, aufmerksam sein, wahrnehmen:
„Die feste Speise aber gehört reifen Menschen, denen, die ihr Wahrnehmungsvermögen durch Gebrauch geübt haben zur Unterscheidung zwischen Recht und Unrecht.“ (Hebräer 5:14)
Die griechischen Vokabeln im Urtext legen nahe, dass wir unsere Sinnesorgane wie ein Sportler trainieren sollen, um Recht von Unrecht zu unterscheiden.
Dieses geübte Wahrnehmen, Sehen, Hören, Unterscheiden, Einordnen im Licht der Bibel wird als Merkmal der christlichen Reife bezeichnet: ein erstrebenswertes Ziel. Dies wird sogar als Bedingung genannt, damit man von der „Milch“ (den elementaren Glaubensdingen, Hebr. 5:11-14) fortschreiten kann in Richtung „feste Speise“.
Wach bleiben bedeutet auch, Prozesse in seiner Umwelt zu beobachten. Unser Herr Jahuscha sagte:
„Von dem Feigenbaum lernt nun das Gleichnis: Sobald sein junger Zweig weich wird und seine Blätter hervortreibt, erkennt ihr, daß der Sommer nahe ist. Ebenso auch ihr, wenn ihr diese Dinge geschehen seht, so erkennt, daß er [der Menschensohn] nahe an den Türen ist.“ (Markus 13 Vers 28, 29)
„Wenn ihr diese Dinge geschehen seht“ ... welche Dinge?
Er zählte auf (nach der Anfangsphase der Bedrängniswehen): Christenverfolgung, der Gräuel der Verwüstung an heiliger Stätte, falsche Christusse, falsche Propheten, falsche Zeichen und Wunder, Irreführung der Auserwählten. „Siehe! Ich habe euch im voraus gewarnt,“ sagte Jesus (Matthäus 24:25].
Aufgabenverteilung durch unser Haupt
Zurück zu Markus Kapitel 13. In Vers 34 deutet unser Herr Jahuscha eine Aufgabenverteilung an:
„Es ist wie ein Mensch, der, als er außer Landes reiste, sein Haus verließ und seinen Sklaven Vollmacht gab, einem jeden seine Arbeit, und dem Türhüter gebot, wachsam zu sein.“
Der Job eines Türhüters ist es aufzupassen, zu spähen, zu melden, was er sieht, zu warnen und Böse(s) abzuwehren. Er sollte besonders wachsam sein – aber nicht nur er:
„Was ich aber euch sage, sage ich allen: Wacht beständig.“ (Markus 13:37)
Gleichnis von den fünf klugen und den fünf törichten Jungfrauen ... und unbekannten Wächtern ;-)
„Die törichten [Jungfrauen] nahmen zwar ihre Lampen, aber sie nahmen kein Öl mit sich. Die klugen aber nahmen Öl in ihren Gefäßen mitsamt ihren Lampen. Als nun der Bräutigam auf sich warten ließ, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein.“ (Matthäus 25:3-5 SCH)
Hast du es bemerkt? Alle schliefen ein! Egal, wieviel Lampenöl sie bei sich hatten (was für heiligen Geist oder Glaubensstärke stehen kann).
„Um Mitternacht aber entstand ein Geschrei: Siehe, der Bräutigam kommt! Geht aus, ihm entgegen!“ (Vers 6)
Wer rief da? Offensichtlich war doch jemand anders wach und aufmerksam geblieben!
Die klugen, vorsorgenden Jungfrauen werden zum Hochzeitsfest des Bräutigams eingelassen, die törichten nicht. Unser Herr Jahuscha (Jesus) schloss das Gleichnis mit folgenden Worten ab:
"Deshalb seid wachsam und haltet euch bereit! Denn ihr wisst weder an welchem Tag noch zu welchem Zeitpunkt der Menschensohn kommen wird." (Matthäus 25:13)
Ein "anderes Evangelium" ...?
Ist das ein „anderes Evangelium“, wenn man das aktuelle Zeitgeschehen mit den Prophezeiungen der Bibel vergleicht? Diesen Einwand hört man schon mal in christlichen Gruppen. Tatsächlich schrieb der Apostel Paulus voller Besorgnis an die Galater:
„Ich muss mich wundern, wie schnell ihr Gott den Rücken zukehrt. Er hat euch in die Gnade des Messias hineingerufen, und ihr, ihr wendet euch einer anderen Heilsbotschaft zu. Dabei gibt es doch keine andere. Es gibt nur ein paar Leute, die euch verwirren und die Heilsbotschaft des Messias auf den Kopf stellen wollen. Aber nicht einmal wir selbst oder ein Engel aus dem Himmel darf euch irgendetwas als Evangelium verkündigen, das dem widerspricht, was wir euch gebracht haben. Wer das tut, der soll verflucht sein! Ich sage es noch einmal: Wer euch etwas als Evangelium verkündigt, was dem widerspricht, das ihr empfangen habt, der soll verflucht sein!“ (Galater 1:6-9)
Worum ging es aber damals bei diesem „anderen“, widersprechenden Evangelium?
Dazu ein Kommentar von F. B. Hole: „Die Unruhestifter waren offensichtlich gewisse Juden, die bekannten, zum Christentum bekehrt zu sein, und doch mehr für das Gesetz eiferten als für Christus, ... [wodurch] die Grundlage des Evangeliums, das sie zuerst von Paulus selbst gehört hatten, angetastet wurde" – sie eiferten nämlich für die angebliche Rettung durch gerechte Werke, nicht aus Gnade und Glauben an Jesus Christus!
Das ist etwas ganz Anderes als das aktive Wahrnehmen und Abgleichen von biblischer Prophezeiung und aktuellem Zeitgeschehen!
In diese Dinge begehren Engel hineinzuschauen
Im Voraus zeigte der Geist den Propheten die Leiden, die über Christus kommen würden, und die darauf folgenden Herrlichkeiten:
„Nach dieser Rettung suchten und forschten schon die Propheten, die angekündigt haben, welches Gnadengeschenk für euch bestimmt ist. Sie forschten danach, auf welche Zeit und welche Umstände der Geist von Christus, der schon in ihnen wirkte, hinwies. Er zeigte ihnen nämlich im Voraus die Leiden, die über Christus kommen und die Herrlichkeiten, die danach folgen würden. [...] Selbst Engel brennen darauf, Einblick in diese Dinge zu bekommen.“ (1. Petrus 1:10, 11, 12b; NBH)
Auch das jüdische Volk beschäftigte sich zu Jahuschas Lebzeiten auf der Erde mit diesen Prophezeiungen; deshalb waren sie voller Erwartung auf ihren Retter:
"Da aber das Volk in Erwartung stand und alle in ihren Herzen sich wegen Johannes fragten, ob er vielleicht der Christus sei, antwortete Johannes allen ..." (Lukas 3:15, SCH)
Christus selbst zeigte Johannes in der Offenbarung im Voraus prophetische Bilder über die Leiden, die über Christen am "Tag des Herrn" (in der Endzeit) kommen werden, und die darauf folgenden Herrlichkeiten. Christen am Tag des Herrn. Diese Prophezeiungen betreffen uns. Direkt.
Ist es abwegig anzunehmen, dass auch jetzt Engel darauf brennen, Einblick in diese Dinge zu bekommen? Um wieviel mehr sollten sie dann UNS interessieren, die wir direkt davon betroffen sind?
Prophezeiungen als Lampe
„Demzufolge haben wir das prophetische Wort um so fester; und ihr tut gut daran, ihm Aufmerksamkeit zu schenken als einer Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbricht und ein Tagesstern aufgeht, in eurem Herzen. Denn dies wißt zuerst, daß keine Prophezeiung der Schrift irgendeiner privaten Auslegung entspringt. Denn Prophetie wurde niemals durch den Willen eines Menschen hervorgebracht, sondern Menschen redeten von Gott aus, wie sie von heiligem Geist getrieben wurden.“ (2. Petrus 1:19-21)
Prophezeiungen haben (vor allem in der dunklen Endzeit) die Funktion einer Lampe:
- Licht spenden,
- Orientierung schaffen
- und Trost spenden.
Erst recht die Prophezeiungen im Buch Offenbarung, die von JHWH Gott selbst über Jesus über einen Engel an den treuen Apostel Johannes gegeben wurden.
Die wohltuenden Wirkungen einer Lampe haben diese Prophezeiungen aber nur, wenn man sich auch mit ihnen befasst, sie mit dem Weltgeschehen vergleicht und Gott um Weisheit und Einsicht bittet.
Frage: Sollte man den Prophezeiungen erst dann Aufmerksamkeit schenken, wenn sie laut Bibelleseplan der eigenen christlichen Gruppe „dran“ sind? Oder sollten wir uns erst dann mit ihnen beschäftigen, wenn alles vorbei ist, weil nur dann die wahre Erfüllung 100 % sicher ist?
Gegenfrage: Würde man die „Lampe“ der Prophezeiungen damit nicht unter den Scheffel stellen und ihrer Funktion berauben (Licht, Orientierung, Trost)?
Der Prophet Daniel erhielt ebenfalls prophetische Bilder, die bis in unsere Zeit und sogar bis in unsere Zukunft reichen. Ein Engel versicherte Daniel, dass die Bedeutung bis zur Zeit des Endes versiegelt würde:
„Und du, Daniel, verschließe die Worte und versiegele das Buch bis zur Zeit des Endes. Viele werden es durchforschen, und die Erkenntnis wird sich mehren. Und er sprach: Gehe hin, Daniel; denn die Worte sollen verschlossen und versiegelt sein bis zur Zeit des Endes. Viele werden sich reinigen und weiß machen und läutern, aber die Gottlosen werden gottlos handeln; und keine der Gottlosen werden es verstehen, die Verständigen aber werden es verstehen.“ (Daniel 12:4, 9, 10, ELB)
Mit anderen Worten: diese symbolisch verschlüsselten Voraussagen sollen in der Zeit des Endes ent-siegelt und ent-schlüsselt werden können, und zwar von denjenigen, die sie durchforschen und durch Gottes Geist das Verständnis geschenkt bekommen.
Endzeit-Forschung – ein Muss für jeden?
Muss jeder das machen? Nein, nur der Mensch, den der Geist dazu drängt. Im zitierten Text in Daniel 12 steht ja, dass es "Viele" sein werden, aber nicht alle, denn im "Leib Christi" gibt es ja Aufgabenteilung.
Hier ist auch kein Platz für Geltungsdrang oder Sonderstellungen. Wer forscht und Zusammenhänge erkennt, der lege seine Fundstücke respektvoll seinen Geschwistern in Christus vor, als ein Informationsangebot, nicht als ein Dogma.
Und Prophezeiungen und ihre Deutung dürfen niemals das Herzstück unseres Glaubens, die Beziehung zu unserem wunderbaren himmlischen Vater JHWH und zu unserem Herrn Jahuscha-ha-Maschiach (Jesus Christus), aus der Mitte drängen, im Gegenteil: Diese Beziehung wird tiefer und reicher.
Unser Herr Jahuscha sagte:
„Darum fürchtet euch nicht vor ihnen; denn es ist nichts zugedeckt, was nicht aufgedeckt, und [nichts] verborgen, was nicht bekanntwerden wird. Was ich euch im Finstern sage, das redet im Licht; und was ihr im Flüsterton hört, das predigt von den Hausdächern.“ (Matthäus 10:26, 27)
Was im Verborgenen geschieht, soll offenbar gemacht und von den Dächern gerufen werden.
Von wem?
Vergleichen wir die weltweite christliche Gemeinschaft mit einer Schafherde, so ist der "Hirte" natürlich Jahuscha, die "Hütehunde" entsprechen vielleicht reifen, dafür talentierten Christen, und die "Schutzhunde" halten Wache und schlagen bei Bedarf Alarm und werfen sich der Gefahr ("Wölfen") mutig entgegen.
Die "Schafe" sind in der Mehrheit. Wie reagieren sie, wenn ein "Schutzhund" lautstark Alarm schlägt, sie selbst aber die Gefahr noch nicht wahrgenommen haben? "Der spinnt." – "Ruhe bitte!" – "Du willst dich wohl wichtig machen?!" – "O weia, Wölfe!"
Wie reagieren die "Hütehunde"? – "Der bringt meine Herde ganz durcheinander!" – "Hilfe, das gibt bestimmt Spaltungen!" – "... ein Wolf im Hundefell!"
?
Zum Schluss: Keine Dogmen schaffen!
Wir müssen drauf achten, unsere eigenen Beobachtungen, sei es in der Bibel oder im Weltgeschehen, und unsere logischen Schlussfolgerungen nicht zum Dogma zu erheben – auch wenn sie uns selbst im Moment so klar wie Kloßbrühe erscheinen.
Die endgültige Bestätigung können wir erst erwarten, wenn eine spezielle Prophezeiung sich komplett erfüllt und vollendet hat, und / oder durch die Bestätigung von unserem wundervollen Herrn und König Jahuscha selbst:
"Denn wir erkennen stückweise, und wir weissagen stückweise; wenn aber das Vollkommene kommt, wird das, was stückweise ist, weggetan werden. (1. Korinther 13:9, 10, ELB)
Jetzt sehen wir nur ein undeutliches Bild wie in einem trüben Spiegel. Einmal aber werden wir Gott von Angesicht zu Angesicht sehen. Jetzt erkenne ich nur Bruchstücke, doch einmal werde ich alles klar erkennen, so deutlich, wie Gott mich jetzt schon kennt.
Was bleibt, sind Glaube, Hoffnung und Liebe. Von diesen dreien aber ist die Liebe das Größte." (1. Korinther 13: 12, 13, HFA)
In diesem Sinne ist Bescheidenheit angebracht, wenn wir nicht zum Missionar eigener Ideen werden wollen (denn das könnte ein "neues Evangelium" werden ...).
Und auch liebevolles Taktgefühl gegenüber unseren christlichen Brüdern und Schwestern ist wichtig, denn naturgemäß hat nicht jeder den starken Drang, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen, und manchmal auch nicht die Aufnahmefähigkeit oder psychische Verfassung, um das zu verarbeiten (Stichwort Angst und Vertrauen). Das muss man im Blick behalten und berücksichtigen.
Jeder hat seine eigene Facette, seinen eigenen Platz, sein eigenes gottgegebenes Talent im "Leib des Christus", der Christengemeinschaft. So möchten wir uns gegenseitig wahrnehmen, schätzen und lieben.
Wir persönlich stellen unsere Fundstücke und Überlegungen hier zur Diskussion, für jeden, der auch neugierig darauf ist, und freuen uns wie immer über Austausch.
Zum Beispiel: "Charagma – Das Malzeichen des Tieres", ein Annäherungsversuch.