Kapitel 1: Der Preis für ein gutes Gewissen
Sich zu Gunsten eines reinen Gewissens entscheiden!
Lässt Du Dich vom Gewissen führen?
Ob es uns gefällt oder nicht, vor Gewissensentscheidungen werden wir alle gestellt. Sie sind bittersüßer Bestandteil unseres Lebens, dem wir nicht entrinnen können. Man kann durch sie bereichert werden oder verarmen, Freunde gewinnen oder verlieren. Die Wahl liegt bei uns. Selten fällt sie leicht.
Nicht jeder läßt sich durch Gewissensfragen beunruhigen. Manche lassen nichts an sich herankommen und machen weiter wie zuvor, ohne sich beirren zu lassen. Nach dem Motto: "Erst mal abwarten. Sollen andere sich doch darüber den Kopf zerbrechen. Mich berührt das alles nicht." In dieser Haltung des Abwartens und Aussitzens verharren manche ihr ganzes Leben lang.
Wenn es aber dem Ende zugeht, dürfte doch der, der von sich sagen kann, dass er in seinem Leben für etwas eingestanden ist, die größere Befriedigung empfinden als der, der nie klar Stellung bezogen hat.
Manchmal fragt man sich, ob es heutzutage überhaupt noch Menschen mit fester Überzeugung gibt oder ob sie schon ausgestorben sind und nur noch in Geschichtsbüchern vorkommen. Der Stimme des Gewissens zu folgen, fällt den meisten wohl nicht schwer, aber eben nur solange, wie es sich um kleinere Dinge handelt. Sobald es um mehr geht und der Preis ansteigt, der für ein gutes Gewissen zu zahlen ist, wird es schon schwerer, Gewissenskonflikte durchzustehen und dann die Konsequenzen zu tragen. Handelt es sich um sehr weitreichende Konsequenzen, so stehen wir vor einer Grundsatzentscheidung, und das bedeutet gewöhnlich: die Lebenskrise ist da. Von einer solchen Krise handelt dieses Buch. Es zeigt, wie die Betroffenen sich ihr stellten und welche Folgen das für ihr Leben hatte.
Was hier berichtet wird, ist zwar nicht so weltbewegend wie der Ketzerprozess gegen einen John Wicliffe, wie die internationale Verfolgungsjagd auf einen William Tyndale oder die grauenhafte Verbrennung eines Michael Servetus auf dem Scheiterhaufen, doch die Menschen, von denen die Rede ist, haben auf ihre Weise nicht minder schwer gekämpft und gelitten. Wohl konnte kaum einer seiner Haltung so gewandt Ausdruck verleihen wie Martin Luther, doch sie dachten wie er, als er zu seinen siebzig Richtern sagte:
"Es sei denn, dass ich durch Zeugnisse der Schrift oder klare Vernunftgründe überwunden werde - denn ich glaube weder dem Papst noch den Konzilien allein, weil es am Tage ist, da sie zu mehreren Malen geirrt und sich selbst widersprochen [9] haben -, so bin ich überwunden durch die Stellen der Hl. Schrift, die ich angeführt habe, und gefangen in meinem Gewissen an dem Wort Gottes. Deshalb kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen zu handeln beschwerlich, nicht ratsam und gefährlich ist. Gott helfe mir, Amen."
Petrus und Johannes mussten einen Gewissensentscheid treffen!
Lange vorher befanden sich die Apostel Petrus und Johannes in der gleichen Lage, als sie vor einem richterlichen Rat aus den angesehensten Vertretern ihrer Religion standen und erklärten:
"Entscheidet selbst, ob es vor Gott recht ist, euch mehr zu gehorchen als ihm! Wir können nicht verschweigen, was wir gesehen und gehört haben."? [2]
Die Menschen, über die ich schreibe, stehen mir sehr nahe; sie gehörten der Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas an. Was ihnen widerfahren ist, hat sicher Parallelen in anderen Glaubensgemeinschaften. Überall machen Menschen ähnliche Gewissenskonflikte durch. Bei ihnen geht es wie bei Petrus und Johannes und vielen weiteren durch die Jahrhunderte hindurch immer wieder um dasselbe Problem, nämlich darum, dem eigenen Gewissen im Angesicht des Drucks von Seiten religiöser Machthaber treu zu bleiben.
Für viele ist das eine emotionale Zerreißprobe. Einerseits können sie nicht anders, als alles zurückzuweisen, das sich zwischen sie und ihren Schöpfer stellt, seien es Machtansprüche von Menschen, Dogmatismus, Gesetzesdenken oder Bevormundung. Als Führung ist für sie allein Jesus Christus maßgebend, nicht irgendeine irdische Instanz. [3] Andererseits laufen sie Gefahr, langjährige Freunde zu verlieren, mitzuerleben, wie Familienbande zerrissen werden und ein religiöses Erbe verloren geht, das vielleicht Generationen zurück reicht. In einer solchen Lage fällt die Entscheidung nicht leicht.
Das Prinzip um die Frage, wem wir uns unterordnen, ist universal!
Es geht in diesem Buch nicht bloß um einen Sturm im Wasserglas, um einen großen Wirbel in einer kleinen Gemeinschaft. Das vorgelegte Material kann meines Erachtens jedem Menschen wichtige Einsichten vermitteln. Mag auch die Zahl der unmittelbar Betroffenen klein sein, die Bedeutung der Fragen, um die es geht, ist es nicht. Die gleichen Probleme haben Menschen im Verlauf der Geschichte immer wieder in Gewissenskonflikte gestürzt.
Es geht um die Freiheit, die Wahrheit zu suchen ohne fremde Einmischung, um das Recht, ein persönliches Verhältnis zu Gott und Christus zu haben, ohne die Einschaltung einer menschlichen Mittlerinstanz. Auf den ersten Blick mag sich manches von dem, was ich hier schreibe, ganz speziell auf Jehovas Zeugen beziehen. In Wahrheit aber berühren die zu Grunde liegenden Fragen das Leben eines jeden Menschen, der sich zum christlichen Glauben zählt.
Die Menschen aus meinem Bekannten- und Freundeskreis, die der festen Überzeugung folgten, "wider das Gewissen zu handeln (sei) beschwerlich, nicht ratsam und gefährlich", haben dafür einen hohen Preis gezahlt. Gegen [10] einige wurden kirchliche Maßnahmen verhängt, die bewirkten, dass Familienbande von heute auf morgen zerschnitten wurden, sodass sie keinerlei Kontakt mehr zu Eltern, Kindern, Geschwistern, selbst Großeltern und Enkelkindern hatten. Ein ungezwungener Umgang mit guten alten Freunden war nicht mehr möglich, da diese sonst in Gefahr standen, dasselbe Schicksal zu erleiden. Sie mussten mit ansehen, wie sie verleumdet wurden und der gute Ruf, den sie sich im Laufe eines langen Lebens erworben hatten, mitsamt allem, wofür er bei denen, die sie kannten, stand, zerstört wurde. Ihnen war damit jegliche Möglichkeit genommen, ihren guten Einfluss auf andere weiterhin auszuüben. Materielle Verluste, sogar Misshandlung und Beschimpfung sind leichter zu ertragen.
Was veranlasst einen Menschen, all das auf sich zu nehmen? Wie viele wären heute dazu bereit? Natürlich gab und gibt es stets Menschen, die das aus Gründen des Stolzes auf sich nehmen oder weil sie sich davon materiellen Gewinn, Macht, Einfluss und Ansehen versprechen, oder einfach um ihres sinnlichen Vergnügens willen. Was aber, wenn sich erweist, dass derartige Beweggründe in diesem Fall nicht vorlagen, sondern dass diese Menschen sogar noch erkannten, dass sie gerade das Gegenteil davon zu erwarten hatten?
Die Geschichte der Religionen zeigt, dass Einzelne sich gegen geistige Bevormundung wendeten
Aus Gewissensgründen bereit, die Exkommunikation
auf sich zu nehmen
Was sich bei den Zeugen Jehovas abspielt, ist ein Lehrstück über die Natur des Menschen, das zum Nachdenken auffordert. Neben denen, die um ihres Gewissens willen bereit waren, die Exkommunikation auf sich zu nehmen, gab es ja auch noch die viel größere Zahl derer, die es als ihre Pflicht ansahen, bei diesen Exkommunikationen mitzuwirken, ihnen zuzustimmen und dazu beizutragen, dass Familienbande zerschnitten und langjährige Freundschaften aufgekündigt wurden. Wie steht es mit all denen? An ihrer Aufrichtigkeit ist in den meisten Fällen nicht zu zweifeln, auch nicht daran, dass sie bei der Erfüllung dieser in ihren Augen notwendigen Pflicht innere Qualen erlitten und noch immer erleiden. Welche Überzeugungen und Motive veranlassen sie zu solchem Tun?
Auffällig ist, dass es sich bei der großen Mehrzahl der hier vorgestellten Fälle um Menschen handelt, die mit Jehovas Zeugen seit 20, 30, 40 oder noch mehr Jahren verbunden waren. Sie waren keine Randfiguren, sondern zählten zum aktiven Kern der Organisation. Es sind prominente Mitarbeiter aus der Weltzentrale der Zeugen in Brooklyn (New York) darunter, ehemalige reisende Beauftragte und Älteste, Frauen mit vielen Jahren der Missionar- und Verkündigungserfahrung. Um Jehovas Zeugen zu werden, hatten sie oft alle früheren Freundschaften aufgekündigt, da der Umgang mit Andersgläubigen unter Jehovas Zeugen missbilligt wird. So haben sie ihr Leben lang enge Kontakte nur in Kreisen dieser Glaubensgemeinschaft gepflegt. Einige haben ihre ganze Lebensplanung an den Zielvorstellungen dieser Organisation ausgerichtet, haben Schullaufbahn und Berufswahl darauf abgestimmt. Sie haben viel investiert und von ihrem Herzblut gegeben. Nun mussten sie zusehen, wie all das innerhalb weniger Stunden zunichte gemacht wurde. [11] Es ist ein eigenartiges Charakteristikum unserer Zeit, dass gerade Religionen, die früher für die Verteidigung der Gewissensfreiheit bekannt waren, heute zu deren stärksten Unterdrückern zählen.
Drei neuzeitliche herausragende Beispiele, wo Männer sich gegen ihre Religionsführer erhoben
Das soll an drei Beispielen skizziert werden. Bei jedem handelt es sich um einen Lehrer von Rang innerhalb seiner Religion; allen widerfuhr das hier Geschilderte im selben Jahr.
- Der eine schrieb über zehn Jahre lang Bücher und hielt Vorlesungen, in denen die Machtstruktur seiner Kirche unmittelbar angegriffen wurde.
- Ein anderer hielt vor mehr als 1000 Zuhörern einen Vortrag, in dem er sich mit der offiziellen Lehre seiner Gemeinschaft über ein wichtiges Datum und dessen Bedeutung in der Erfüllung biblischer Prophetie kritisch auseinandersetzte.
- Der Dritte äußerte sich nicht öffentlich, sondern sprach von seinen abweichenden Ansichten nur im engsten Freundeskreis.
Die Härte, mit der die jeweilige Kirchenleitung aber gegen jeden dieser Männer vorging, stand in genau umgekehrtem Verhältnis zu der Schwere ihrer Taten. Am härtesten wurde dort durchgegriffen, wo man es am wenigsten erwartet hätte.
Der erste der erwähnten Männer ist Hans Küng, katholischer Priester und Professor an der Universität Tübingen. Nach zehn Jahren offener Kritik, die sich unter anderem gegen die Unfehlbarkeit des Papstes und der Bischöfe auch in Lehrfragen richtete, ging der Vatikan schließlich gegen ihn vor und entzog ihm im Jahr 1980 die kirchliche Lehrbefugnis. Er ist aber weiterhin Priester und Direktor des Instituts für ökumenische Forschung an der Universität Tübingen. Selbst Studenten, die sich auf das Priesteramt vorbereiten und seine Vorlesungen besuchen, sind keinen kirchlichen Disziplinarmaßnahmen ausgesetzt. [4]
Der Zweite ist Desmond Ford, in Australien geborener Professor der Siebten-Tags-Adventisten. Als er auf einem College in Kalifornien vor einer Zuhörerschaft von 1000 Gläubigen in einem Vortrag Stellung gegen die Lehre der Adventisten über das Jahr 1844 bezog, kam es zu einer Anhörung vor Vertretern der Kirche. Man beurlaubte ihn für sechs Monate, um ihm Zeit für die Vorbereitung seiner Verteidigung einzuräumen, und im Frühjahr 1980 musste er sich 100 Männern seiner Kirche stellen, die 50 Stunden lang seine Argumente anhörten. Darauf beschlossen die Kirchenoberen, ihn von seinen Lehraufgaben zu entbinden und aller Ämter zu entheben. Er wurde jedoch nicht ausgeschlossen (exkommuniziert), obwohl er seine Ansichten veröffentlicht hat und sie in Kreisen der Adventisten weiterhin vertritt. [5]
Der dritte Mann ist Edward Dunlap, langjähriger Registrator der einzigen [12] Missionarschule der Zeugen Jehovas, der Wachtturm-Bibelschule Gilead, dazu Mitverfasser des Bibellexikons der Organisation ("Hilfe zum Verständnis der Bibel") und Autor ihres einzigen biblischen Kommentars ("Kommentar zum Jakobusbrief").
In privaten Gesprächen mit engen Freunden ließ er erkennen, dass er in einigen Lehrfragen eine eigene Meinung hatte. Im Frühjahr 1980 wurde er vor ein fünfköpfiges Komitee zitiert, dem nicht ein einziges Mitglied der leitenden Körperschaft der Organisation angehörte, und man vernahm ihn mehrere Stunden lang in geheimer Sitzung über seine Ansichten. Daraufhin wurde Dunlap nach über 40jähriger Tätigkeit aus seiner Arbeit und Wohnung in der Weltzentrale entlassen und aus der Organisation ausgeschlossen.
So zeigte gerade die Religionsorganisation, die vielen als das Symbol eines extremen Autoritätsanspruchs gilt, das größte Maß an Toleranz gegenüber dem dissidenten Professor; am wenigsten Toleranz konnte dagegen die Organisation aufbringen, die besonders stolz auf ihren Kampf für die Gewissensfreiheit ist.
Das ist paradox. Über die Zeugen Jehovas wissen die meisten Menschen trotz deren unermüdlicher Verkündigungsarbeit sehr wenig. Man kennt lediglich ihren Standpunkt in einzelnen Gewissensfragen, wie beispielsweise, dass sie sich kompromisslos weigern, Bluttransfusionen zu akzeptieren, die Landesfahne oder ähnliche nationale Symbole zu grüßen, Kriegsdienst zu leisten und sich politisch zu engagieren.
Um ihr Recht auf freie Religionsausübung zu verteidigen, haben Jehovas Zeugen allein in den USA über 50 Streitfälle bis vor das Oberste Bundesgericht getragen. Es war ihnen sehr wichtig, ihre Botschaft auch Andersgläubigen vortragen zu dürfen, selbst wenn diese das nicht wünschten. Und heute können sie dieses Recht in den meisten Ländern ohne Beeinträchtigung ausüben, da es von der Verfassung geschützt ist. In manchen anderen Ländern sind sie schwerer Verfolgung ausgesetzt, haben Verhaftungen, Gefängnisstrafen, Pöbelaktionen und offizielle Verbote ihrer Literatur und Zeugnistätigkeit erdulden müssen.
Abtrünnigkeit bereits als ein Beweis, wo jemand das Gewissen an erste Stelle stellt!
Wie läßt sich das damit vereinbaren, dass jemand aus ihren eigenen Reihen, der in einer Lehre der Organisation eine eigene Meinung vertritt, fast automatisch vor ein Kirchengericht kommt und, falls er nicht widerruft, mit dem Ausschluss rechnen muss? Es erhebt sich aber auch die Frage, ob grausame Verfolgung und körperliche Misshandlungen durch Gegner für sich allein schon ein Beweis dafür sind, dass jemand sein Gewissen an die erste Stelle setzt, oder ob er das nicht möglicherweise einfach deshalb auf sich nimmt, weil er den Lehren und Geboten einer Organisation folgen will und weiß, dass ihm bei einem Verstoß strenge disziplinarische Folgen drohen.
So einfach ist die Sache nun auch wieder nicht, werden einige hier einwenden. Es müssen doch auch noch andere wichtige Gesichtspunkte berücksichtigt werden, so zum Beispiel die Einheit und Ordnung in der Gemeinde. Und wo bleibt der Schutz der Gläubigen vor Elementen, die [13] falsche, spalterische und verderbliche Lehren verbreiten? Ist nicht eine gewisse Achtung vor der Autorität angemessen und notwendig?
Diese Gesichtspunkte zu ignorieren wäre kurzsichtig, einseitig und unvernünftig.
Wer wollte auch bestreiten, dass Missbrauch der Freiheit zu verantwortungslosem Handeln, zu Unordnung und Verwirrung, ja ins Chaos führen kann? Geduld und Toleranz können als Deckmantel für Entscheidungs- und Handlungsunfähigkeit und das Überbordwerfen jeglicher Grundsätze dienen. Selbst Liebe kann zu bloßer Sentimentalität verkommen, einem irregeleiteten Gefühl, das die schlimmsten Folgen hat, wenn man nicht mehr tut, was getan werden muss. Das alles ist richtig, und Argumente dieser Art werden angeführt, um den einzelnen in seinen Gewissensentscheidungen von oben einzuengen.
Geistige Führung oder Bevormundung? Einheit oder Einförmigkeit?
Doch was für Folgen hat es, wenn geistige Führung zu geistiger Bevormundung oder gar Tyrannei wird? Was ist, wenn an die Stelle wünschenswerter Einheit erzwungene Einförmigkeit und die Einhaltung kleinlicher Vorschriften tritt? Wozu führt es, wenn der Respekt vor Autorität in bedingungslosen Gehorsam umgemünzt wird, wenn man seine persönliche Verantwortung gegenüber Gott aufgibt und es individuelle Gewissensentscheidungen gar nicht mehr gibt?
Will man den Sachverhalt nicht verzerrt und ungenau darstellen, dann muss man auch diese Fragen mit berücksichtigen. Die in diesem Buch geschilderten Geschehnisse veranschaulichen sehr plastisch, welche Auswirkungen all dies auf die Beziehungen der Menschen untereinander hat. Es zeigt auch, zu welch ungewöhnlichen Standpunkten und Handlungsweisen Menschen geführt werden, die nur die eine Seite der Sache sehen, und wie weit sie gehen, um diese Sichtweise aufrechtzuerhalten.
Dieser Bericht trägt meines Erachtens dazu bei, besser zu begreifen, worum es in den Tagen Jesu Christi und seiner Apostel eigentlich ging, weshalb und wie es so relativ leicht und schnell dazu kam, dass man von ihren Lehren und ihrem Vorbild abwich, mit all den schweren Folgen, die wir kennen. Wer einer anderen Religion angehört und vielleicht mit einem Urteil über Jehovas Zeugen schnell bei der Hand sein mag, täte gut daran, sich zuerst an Hand der aufgeworfenen Fragen selbst zu prüfen und sich Gedanken über seine eigene Religionsgemeinschaft hinsichtlich der hinter diesen Standpunkten und Handlungen stehenden Grundeinstellungen zu machen.
Um Antworten auf diese Fragen zu finden, ist es erforderlich, über die engere Umgebung der Betroffenen hinauszublicken. Man muss die innere Struktur der Watchtower Society, ihr Lehr- und Kontrollsystem untersuchen. Man muss beleuchten, wie ihre Verantwortungsträger Entscheidungen treffen und Richtlinien festlegen, und in einem gewissen Umfang muss auch auf die Ursprünge und die Geschichte dieser Organisation eingegangen werden. Ich hoffe, dieses Buch wird dazu beitragen, die tieferen Gründe für Unruhe innerhalb religiöser Gemeinschaften aufzudecken und zu zeigen, was notwendig ist, wenn Menschen als wahre Nachfolger des Sohnes Gottes in Frieden und brüderlicher Einheit zusammenleben wollen. [14]
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Fußnoten:
[1] Luthers Schlussworte in seiner Verteidigung vor dem Reichstag zu Worms im April 1521. Apostelgeschichte 4:19,20, Die Bibel in heutigem Deutsch.
[2] Apostelgeschichte 4:19, 20, Die Bibel in heutigem Deutsch
[3] 1.Korinther 11:3
[4] Ihnen wird lediglich der Besuch dieser Veranstaltungen nicht für ihr Studium anerkannt.
[5] Desmond Ford erwähnte in einem Gespräch, das im Jahr 1982 in Chattanooga (Tennessee) stattfand, dass bis zu jenem Zeitpunkt mehr als 120 hauptamtliche Prediger der Siebten-TagsAdventisten entweder ihr Amt niedergelegt hatten oder von der Kirche entlassen worden waren, weil sie bestimmte Lehren oder Praktiken der Gemeinschaft nicht länger mittragen konnten.