"Ich studiere mit Zeugen Jehovahs die Bibel. Was sollte ich beachten?" —Update
UPDATE 19.12.2023
Betrachtest du mit Jehovas Zeugen die Bibel?
Die folgenden Informationen geben dir einen Überblick über die Stärken, aber auch die Schwachpunkte und Gefahren in Bezug auf Zeugen Jehovahs. Wir sprechen aus unserer eigenen Erfahrung und Beobachtung aus 20 Jahren innerhalb dieser Bruderschaft.
Deine Entscheidungen triffst du nach sorgfältiger Abwägung natürlich selbst.
Zur Vereinfachung benutzen wir die Piktogramme:
Los geht´s!
Solides Bibelwissen, teils gefärbt
Bei einem Bibelkurs mit Zeugen Jehovas ("Heimbibelstudium" genannt) kannst du einen systematischen Überblick über den Grundaufbau der Bibel und ihre wichtigsten Themen erhalten. Du lernst wertvolle Querverbindungen zwischen Altem und Neuem Testament kennen: Ein solides Fundament für deinen christlichen Glauben.
Dieses Bibelwissen ist allerdings teilweise stark gefärbt von ihren Sonderlehren. Zum Beispiel verknüpfen sie Bibelstellen, die nichts miteinander zu tun haben, und konstruieren daraus die Lehre von den zwei Gruppen, "die kleine Herde / die 144.000" und "die anderen Schafe / die große Volksmenge", oder das Dogma, dass Jesus der Erzengel Michael sei.
In den bibelerklärenden Schriften der Zeugen Jehovas wird Jesu Rolle als unser Retter sehr geschmälert; doch dazu später mehr.
Bibelarbeit mit Leitplanken
Früher wurde viel Wert gelegt auf Verständnis des Sinns, Erklärung von Bibelstellen, auch im historischen Kontext, und auf die praktische Anwendung von Grundsätzen.
Heute ist diese tiefe Bibelarbeit allerdings deutlich verflacht. Verständnis und Anwendung wird von der Leitenden Körperschaft bestimmt, dem Führungsgremium in den USA. Teilweise werden historische Fakten so zurechtgebogen, dass sie ihre Dogmen stützen ("Babylon wurde 607 v. u.Z. erobert") und Fachleute wurden falsch zitiert.
Wer ist Gott?
Die Identität des Allmächtigen Gottes JHWH ("Jehova") wird ziemlich gut herausgearbeitet. Die wunderbare Persönlichkeit unseres liebevollen himmlischen Vaters wird oft in den Mittelpunkt gestellt, und Er wird mit Namen angesprochen – etwas, was in den meisten evangelikalen Kirchen fehlt.
Allerdings allerdings ist die Aussprache Ergebnis eines Übersetzungsfehlers eines spanischen Mönchs. Alles dreht sich um "Jehova" (das h am Ende fehlt) und wenig um seinen Sohn, dem er alle Macht und Autorität über uns übergeben hat.
Wer ist Jesus?
Problematisch wird´s bei der Identität von Jesus Christus. Zwar erkennen ZJ an, dass Jesus Gottes Sohn ist, aber sie lehren auch, dass Jesus der Erzengel Michael sei – was zwar mit einer Kombination von Bibelstellen begründet wird, aber angesichts einer Fülle von anderen Bibelversen (z.B. Hebräer Kapitel 1!) nicht wirklich haltbar ist und unseren Erlöser sehr herabstuft. Dass Jesus wegen seiner direkten Abstammung von Jehovah ebenfalls von göttlicher Art ist und als unser Mittler natürlich auch unser persönlicher Ansprechpartner ist, der nach Jehovahs Willen dieselbe Ehre wie sein Vater verdient, wird fast völlig verdrängt.
Mehr Infos findest du in der Artikelreihe über Jesus.
Die Bibel der Zeugen Jehovahs (Neue-Welt-Übersetzung)
Die Neue-Welt-Übersetzung (NWÜ) ist in weiten Teilen ziemlich wortgetreu und nah am Urtext – und deshalb stellenweise etwas holprig zu lesen. Eine freiere Bibelübertragung (z.B. "Gute Nachricht" oder "Hoffnung für Alle") liest sich einfacher und verständlicher, ist aber manchmal auch ungenau, weicht vom ursprünglichen Sinn ab und interpretiert, statt einfach nur wiederzugeben.
Wir empfehlen dir, beim Bibelstudium zum Vergleichen mindestens eine weitere Bibelübersetzung dazuzunehmen, zum Beispiel:
- die Schlachter-Bibel SCH,
- die Elberfelder Bibel ELB oder
- die etwas freiere Übersetzung Neue Bibel Heute NBH.
Schauen wir uns die Neue-Welt-Übersetzung genauer an:
Der Name Gottes JHWH im Alten Testament
Sehr positiv ist, dass die NWÜ den Eigennamen Gottes JHWH an allen Stellen wiedergibt, wo er in den meisten anderen Bibelübersetzungen durch den nichtssagenden Titel HERR ersetzt wurde. Das ehrt Gott und wirkt dem allgemeinen Trend entgegen, `Gottes Namen bei seinem Volk in Vergessenheit zu bringen´. (Jeremia 23:27)
Der Name Gottes im Neuen Testament
Im Neuen Testament kommt Gottes Name JHWH nicht im Urtext vor. Die NWÜ ersetzte an vielen Stellen das Wort "Herr" durch den Namen "Jehovah":
A) bei eindeutigen wörtlichen Zitaten aus dem Alten Testament, die den Namen JHWH enthielten. Diese Zitate werden eingeleitet durch Sätze wie: "So wie geschrieben steht: ..." Obwohl das nachvollziehbar ist, ist es trotzdem eine Veränderung des Bibeltextes. Welcher Mensch kann Gottes geschriebenes Wort verbessern? Vielleicht wurde der Eigenname des Vaters nicht genannt, um den Fokus auf den Sohn zu lenken? Wir vergeben deshalb ein Fragezeichen.
Beispiel in der Neuen-Welt-Übersetzung:
"Denn `jeder, der den Namen Jehovas* anruft, wird gerettet werden´."
(Römer 10:13)
Kontext in der Schlachter-Bibel:
"4 Denn Christus ist das Ende des Gesetzes zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt. 9 Denn wenn du mit deinem Mund Jesus als den Herrn bekennst und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. 13 denn: »Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden«."
(Römer 10:4, 9, 13, Schlachter)
Das ist nicht nur fragwürdig, sondern sogar schädlich, weil dadurch an vielen weiteren Stellen der Fokus weg von Jesus, hin auf Jehovah gelenkt wird. Das entspricht aber nicht dem Willen des Vaters, im Gegenteil: Er will ja, dass wir seinen verherrlichten `Sohn so ehren, wie wir den Vater ehren´. (Johannes 5:23)
Ergebnis: Dadurch werden Jesu Schafe zu ihm auf Distanz gehalten, sie rufen nicht Jesus´ Namen an, sie reden nicht mit ihm, er ist für sie nicht viel mehr als das Lösegeld, das ihnen den Eintritt in die Neue Welt sichert, und der Briefträger, der ihre Gebete an den Vater zustellt. Sie bauen keine echte persönliche Beziehung zu ihrem persönlichen Retter auf. Was für eine geistige Armut. Doch es kommt noch schlimmer ...
Das Gedächtnismahl oder heilige Abendmahl
Jesus sagte seinen Jüngern, sie sollten diese Erinnerungsfeier an seinen Opfertod immer wieder feiern, bis er wieder zurückkehre. Zeugen Jehovahs feiern das Abendmahl einmal im Jahr am 14. Nisan (dieser Tag des jüdischen Passahfestes liegt meist im März / April).
Aber du wirst feststellen: Fast alle Anwesenden geben die Symbole Brot und Wein unberührt weiter, niemand isst und trinkt davon! (Genauso machen es übrigens Satanisten, um Christus bewusst zurückzuweisen und JHWH Gott zu kränken. Das wollen die Gemeindemitglieder der Zeugen Jehovahs natürlich nicht; sie tun es im besten Glauben ...)
Mal abgesehen von der pseudobiblischen Begründung, die du hier überprüfen kannst – wie würdest du empfinden, wenn du Freunde zum Essen einlädst, sie noch ausdrücklich ermunterst: "Esst und trinkt!", und keiner tut es? Wärst du nicht brüskiert? Jesus selbst sagte:
"Wenn ihr NICHT das Fleisch des Menschensohnes esset und sein Blut trinket, habt ihr das Leben NICHT in euch." !!!
(Johannes 6:53, JB)
Die Sache mit 1914
Zeugen Jehovahs sind überzeugt, dass Jesus schon im Jahr 1914 unsichtbar wiedergekommen sei und seitdem als König regiert. Das kann aber aus drei Gründen nicht sein:
1) Der Ursprung des Datums 1914 ist die Pyramidologie, die Überzeugung, dass die Länge der Gänge in der Pyramide von Gizeh die Berechnung der Wiederkunft Christi erlaube (siehe Abbildung unten).
2) In einer komplizierten Berechnung versuchte man, das Datum 1914 biblisch-historisch zu untermauern ("sieben Zeiten = 2520 Jahre"). Die Benutzung verschiedenster Bibeltexte zur Berechnung widerspricht Christi Aussage, dass niemand Kenntnis von diesem Tag habe (Matthäus 24:36). Ausgangspunkt ihrer Berechnung ist die Eroberung von Babylon, die sie auf 607 v.u.Z. festlegen. Das ist historisch falsch. Babylon fiel 587 v.u.Z.
3) Aus biblischer Sicht hängt die Wiederkunft Christi untrennbar mit der Entrückung von Christen in den Himmel zusammen (1. Thess. 4:15-17), und diese hat 1914 niemand beobachtet, oder?
Festhalten an 1914
Die Führung der ZJ (die "Leitende Körperschaft") wird seit Jahrzehnten auf diesen Irrtum hingewiesen, aber hält trotzdem daran fest. Warum? Weil ihre eigene Autorität auf 1914 aufbaut! (siehe nächster Abschnitt: "Treuer und verständiger Sklave")
Ein Irrtum, den man nicht korrigiert, wird eine Lüge.
Der "Treue und verständige Sklave"
Die Führung der ZJ bezeichnet sich selbst als den "treuen und verständigen Sklaven", der von seinem Herrn (Jesus) 1919 eingesetzt wurde, um geistige Speise auszuteilen. Damit nehmen sie eine Frage aus einem Gleichnis von Jesus wörtlich (Matthäus 24:45, 46) und beziehen sie auf sich selbst. Ist das gerechtfertigt? Nein, denn in Jesus´ Gleichnis wird der Sklave erst dann belohnt, wenn sein Herr zurückgekommen ist. Ist Jesus schon zurückgekommen? Siehe Abschnitt "Die Sache mit 1914" ...
Die Leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas lehrt außerdem, dass schon die Apostel in Jerusalem eine "leitende Körperschaft" bildeten. Das ist unsinnig. Die Streitfrage der Beschneidung (Apostelgeschichte 15) wurde nur deshalb in Jerusalem geklärt, weil die Unruhestifter aus der Versammlung Jerusalem gekommen waren! Im übrigen agierten alle Versammlungen autonom, selbstbestimmt, nicht von einem Zentralgremium regiert.
Die Autorität des "Sklaven" beruht also aus biblischer Sicht auf – nichts.
Die Autorität des "Sklaven": Regeln, Menschengebote ...
Eine Frau sollte im Saal und im Predigtdienst einen Rock tragen. Ein Mann sollte eine Krawatte tragen, und bis Dezember 2023 galt: am liebsten glattrasiert sein, sonst galt er nicht als "vorbildlich" und durfte keine verantwortungsvollen Aufgaben in der Versammlung übernehmen.
Regelmäßiger Predigtdienst ist ein Muss für jeden Zeugen. Bis November 2023 musste die Stundenzahl jeden Monat schriftlich berichtet werden. Wer "untätig" ist, hat weniger Ansehen, egal, wieviel er tatsächlich tut, ob er in anderen Zweigen des christlichen Dienstes vielleicht sehr fleißig ist, Alte und Kranke besucht, Deprimierte ermuntert etc. .
Dadurch entsteht eine Art unterschwelliger Leistungsdruck oder Konkurrenzgeist. Viele Zeugen kennen das Gefühl, "nie genug für Jehovah zu tun".
Diese Menschengebote werden dir wahrscheinlich nicht offen mitgeteilt, solange du noch nicht getauft bist, und du findest sie auch nicht in der Bibel. Trotzdem sind sie in Kraft und werden unterschwellig vermittelt.
Solltest man anderen berichten, was man alles Gutes tut? Im Gegenteil, die Bibel sagt:
"Du aber, wenn du Gaben der Barmherzigkeit spendest, so lass deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut, damit deine Gaben der Barmherzigkeit im Verborgenen seien; dann wird dein Vater, der im Verborgenen zusieht, dir vergelten"
(Matthäus 6:3, 4)
... Glaube nach Vorschrift ...
Der "Sklave" legt fest, wie Bibelstellen zu verstehen sind. Eigenständige Nachforschungen sind nicht erwünscht; man soll sich völlig auf die Publikationen des "Sklaven" verlassen. Stellt man einen Fehler in der biblischen Auslegung fest und wendet sich damit an die Ältesten, das Bethel (Landeszentrale) oder die Weltzentrale in Warwick (USA), dann erhält man in der Regel kein hilfreiches Gespräch, sondern Schweigen, und es kann passieren, dass man zu einem internen Gerichtsverfahren ("Rechtskomittee") eingeladen wird.
Dieses Verfahren verstößt grob gegen die Grundwerte der Bibel, wo es heißt, dass kein Mensch "der Herr über unseren Glauben" (2. Korinther 1:24) ist, dass jeder für sich selbst vor Gott steht oder fällt, und dass wir wie die Beröerchristen sehr wohl "nachforschen sollen, ob sich diese Dinge wirklich so verhalten" (Apostelgeschichte 17:11).
... Denunziation und Geheimgericht
Wer abweichende biblische Gedanken äußert oder einen Ältesten kritisiert, wird schnell mit negativen Etiketten wie "glaubensschwach", "stolz", "rebellisch" oder "abtrünnig" beklebt, obwohl er vielleicht gerade seinem Gewissen folgt und sich demütig vom Heiligen Geist leiten lässt.
Wenn andere Gläubige die Ältesten über solche Äußerungen informieren (= Petzen), werden sie für ihre Treue gelobt, statt dass sie nach biblischen Vorbild zuerst mit dem Betreffenden selbst sprechen. Das grenzt an Denunziation (heimliche Anzeige) und schafft ein Klima von Misstrauen und Verschwiegenheit.
Ein "Rechtskommittee" ist (im völligen Gegensatz zu biblischen Vorbildern) ein Geheimgericht, das für den Vorgeladenen entweder mit einer Zurechtweisung oder mit dem Ausschluss ausgehen kann. Es sind keine Beobachter zugelassen, es gibt keine schriftliche Anklageschrift, kein Protokoll, keine schriftliche Begründung des "Urteils". Der Betreffende sitzt allein drei Ältesten gegenüber. Das gilt auch für Ehepartner, Frauen, Jugendliche und manchmal sogar Kinder, was äußerst verstörend ist.
Wir haben selbst Fälle erlebt, in denen Personen in Abwesenheit verurteilt wurden, ohne dass sie die konkrete Anklage kannten – und sie haben es bis heute nicht erfahren, weil sie ja ausgeschlossen sind und man mit Ausgeschlossenen nicht redet!
Das Fallbeil des "Sklaven": der Ausschluss oder Gemeinschaftsentzug
Mit dem Ausschluss enden für den Betroffenen schlagartig ALLE Kontakte zu seinen Mitgläubigen. Jeder Zeuge Jehovahs weltweit soll ihn meiden, nicht mit ihm sprechen, ja ihn noch nicht einmal grüßen. Das gilt auch für seine eigenen Verwandten (sofern er nicht mit ihnen unter einem Dach wohnt). Großeltern sehen ihre Enkel nicht mehr, junge Leute verlieren den Rückhalt ihrer Eltern und Freunde, Menschen verzweifeln am totalen Verlust ihres sozialen Umfelds (denn sie wurden ja ermahnt, den Kontakt zu Andersgläubigen zu minimieren).
Der Ausschluss wird mit der kurzen Bekanntmachung vollzogen: "XY ist kein Zeuge Jehovas mehr". Es ist eine soziale Exekution, und nicht wenige Zeugen gehen unter diesem Schock in den Selbstmord. Von den Überlebenden verlieren etwa 80 % völlig ihren Glauben an Gott.
Ist der Gemeinschaftsentzug biblisch?
In dieser Form keinesfalls. Es gab einen Einzelfall, in dem der Apostel Paulus anordnete, einen völlig reuelosen Inzestsünder aufzurütteln, indem Gläubige sich von ihm zurückzogen (1. Korinther 5:1-5). Aber:
- Es ging um eine schwere, perverse Sünde,
- es war keine Reue vorhanden,
- der Ausschluss war nur kurzzeitig, nicht unbefristet,
- und er wurde von einigen Christen, aber nicht von allen durchgeführt.
Wieviel milder diese Maßnahme gegenüber dem war, was die Gerichtsbarkeit der Zeugen Jehovahs anrichtet, zeigt 2. Korinther 2:5-8 sehr schön:
"Wenn nun jemand Traurigkeit verursacht hat, hat er nicht mich traurig gemacht, sondern in gewissem Maß euch alle — ich will mit dem, was ich sage, nicht zu streng sein. Dieser Verweis vonseiten der Mehrheit genügt für einen solchen Menschen. Ihr solltet ihm jetzt vielmehr verzeihen und ihn trösten, damit er nicht von übergroßer Traurigkeit überwältigt wird. Darum ermahne ich euch, ihm eure Liebe zu bestätigen."
"Niemand wird ausgeschlossen, der Reue hat."
Diesen Satz hörst du vielleicht, wenn du dich nach dem Ausschluss erkundigst. Leider stimmt er in der Praxis überhaupt nicht. Hier ein paar reale Beispiele:
- Manche werden wegen Schwächen ausgeschlossen, die sie sehr wohl bereuen, aber noch nicht ganz im Griff haben, wie z. B. Alkoholmissbrauch, Nikotinsucht oder Pornosucht. Jeder Rückfall wird als "mangelnde Reue" ausgelegt, was sowohl psychologisch als auch medizinisch völliger Unsinn ist und den Betreffenden zusätzlich schwer belastet.
- Ein junges Brautpaar hatte vor der Ehe Sex, wurden zurechtgewiesen und kamen sich kurz vor der Hochzeit noch einmal "zu" nahe. Die Hochzeitsfeier im Königreichssaal wurde abgesagt, das junge Paar wurde ausgeschlossen und musste die ersten schwierigen Jahre völlig allein meistern.
- Ein junger Bruder sündigt, bereut, besucht weiter die Zusammenkünfte, ohne dass jemand mit ihm spricht. Nach einem Jahr bittet er um Wiederaufnahme und wird abgewiesen. Nach einem zweiten Jahr dieselbe Misere. Der Grund: Er konnte keine Tränen auf Kommando weinen; also sei nicht genügend Reue da, fanden die Ältesten. Erst nach drei Jahren (!) wurde seine soziale Isolation beendet.
Dann sind da noch die Christen, die aus Gewissensgründen und glaubensvoller Überzeugung Dinge anders sehen oder handhaben als die Führung der Zeugen Jehovahs. Haben sie eine Sünde begangen, die sie bereuen müssten? Sind sie wirklich "Abtrünnige"? Oder haben sie vorbildlich gehandelt, im Sinne von Apostelgeschichte 4:19 und 5:29:
"In Erwiderung aber sagten Petrus und Johannes zu ihnen: "Ob es in den Augen Gottes gerecht ist, eher auf euch zu hören als auf Gott, urteilt selbst." ... Petrus und die anderen Apostel erwiderten: „Wir müssen Gott als Herrscher gehorchen statt Menschen." ?
"Der Ausschluss ist eine liebevolle Maßnahme."
Angeblich soll der Ausschluss einen Sünder motivieren, zu bereuen und zu Jehovah zurückzukehren. Tatsächlich kommen die meisten Zeugen aber aus dem Grund zurück, weil sie wieder Kontakt zu ihren Lieben haben wollen – was ganz natürlich ist. Reue und das Verhältnis zu JHWH Gott spielen dabei eine untergeordnete Rolle.
Wirklich liebevoll wäre es, wenn Älteste und Mitgläubige sich Zeit für ausführliche, freundliche und wiederholte Gespräche nehmen, den Betreffenden in seiner schwierigen Phase begleiten und ihm helfen, sich positiv zu entwickeln. Diese Art von Seelsorge hört man in der Theorie oft, aber findet sie in der Praxis äußerst selten, nur ausnahmsweise. Eine Pflanze wächst besser, wenn man sie gießt und düngt, als wenn man sie mit der Elektrosense bedroht. Auch eine Art von Gewalt ...
Übrigens: Der "Sklave" in Jesus´ Gleichnis hatte die Aufgabe, Speise auszuteilen – nicht zu richten. JHWH Gott hat das ganze Gericht Jesus übergeben. Wer jetzt schon seine Brüder richtet, statt sie aufzurichten, wenn sie mal gestrauchelt sind, der setzt sich auf den Richterstuhl unseres mächtigen Königs Jesus!
Jetzt mal was Positives: Kriegsdienstverweigerung
Zeugen Jehovahs verweigern jeden Dienst mit der Waffe, weil sich das nicht mit dem Gebot "Du sollst nicht töten" und "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" verträgt. Ein großer Pluspunkt. Nur sollte man keinen Zeugen zur Kriegsdienstverweigerung zwingen, indem man ihn mit Ausschluss bedroht, sondern ihm Raum für eine echte Glaubensentscheidung einräumen.
Leider gibt es hier gleich einen Wermutstropfen ...
Anteil am Kriegsgewinn und keine finanzielle Offenheit
Leider nimmt die Wachtturmgesellschaft Gewinne aus verschiedenen Aktien der Kriegsindustrie entgegen. Nicht sehr konsequent. Nähere Infos findest du hier.
Generell wird keine genaue Rechenschaft über Einnahmequellen wie Immobilien, Unternehmensbeteiligungen sowie die Verwendung dieser Gelder gegeben, nur verschwommene Aussagen. Warum diese Heimlichtuerei? Sollten wir als Christen nicht Wahrheit miteinander reden?
Zeugen Jehovahs mischen sich nicht in Politik
Weil sie sich schon für Gottes Königreich mit Jesus als König an der Spitze entschieden haben, gehen Jehovahs Zeugen nicht wählen und üben auch keine politischen Ämter aus, denn "man kann nicht zwei Herren dienen". Jesus´ Ermahnung, "kein Teil der Welt" zu sein, beziehen sie vor allem auf politische Neutralität.
Mit Ausnahmen, aber dazu später mehr.
Wiederum: Neutralität muss eine persönliche Glaubensentscheidung des Einzelnen bleiben, moralischen Druck ausüben ist verkehrt.
Zeugen Jehovahs enthalten sich von Blut
Zeugen Jehovahs akzeptieren ärztliche Behandlungen, Operationen und Blutanalysen, aber sie nehmen kein Blut zu sich. Das ist ein kontroverses Thema, das sich schnell emotional hochschaukelt, denn vielen sind die hervorragenden medizinischen Alternativen nicht bekannt. Aus unserer Sicht ist es biblisch korrekt und außerdem gesundheitlich überaus vorteilhaft, auf Bluttransfusionen und -bestandteile zu verzichten.
Sie akzeptieren kein Vollblut oder Hauptbestandteile von Blut. Blutfraktionen werden jedoch dem Gewissen des Einzelnen überlassen, was uns nicht logisch erscheint, denn Blutspenden wird bei den ZJ sehr ungern gesehen – woher sollen aber die Blutfraktionen kommen, wenn niemand spendet?
Nur sollte auch hier kein Druck auf jemanden ausgeübt werden: Er steht mit seiner Entscheidung selbst vor Gott, und er muss auch selbst die gesundheitlichen Folgen tragen.
Weitere Infos:
"Böses Blut – Transfusionsrisiken" – Bericht eines engagierten Naturheilpraktikers (kein Zeuge Jehovahs)
Skandale rund um Zeugen Jehovahs
Skandale gibt es in jeder Glaubensgemeinschaft, aber wie geht man damit um? Die Leitung der Zeugen Jehovahs leugnet gegenüber ihren Mitgliedern,
dass es ernste Probleme mit sexuellem Kindesmissbrauch gibt und Millionen Spendengelder in Gerichtsverfahren und Opferentschädigungen fließen. Sie stammen aus dem Topf "Spenden für das weltweite Königreichswerk". Ihre Zweckentfremdung wird den Mitgliedern natürlich verschwieden und die Fakten geleugnet. "Das sind Lügen von Abtrünnigen!"
dass die Wachtturmgesellschaft Einkünfte aus fragwürdigen Aktienfonds annimmt,
dass die Wachtturmgesellschaft von 1992-2001 nichtstaatliches Mitglied der politischen Organisation der Vereinten Nationen (UNO) war und damit ihr eigenes Gebot der politischen Neutralität verletzt hat.
Christen werden aber aufgefordert, "miteinander Wahrheit zu reden" (Epheser 4:25). Schließlich wollen wir Gott "in Geist und Wahrheit anbeten" (Johannes 4:24) und nicht wie Judas Iskariot oder Ananias und Sapphira enden, die aus Geldgier unehrlich wurden bzw. die Wahrheit leugneten.
Und wann kommt Armageddon?
Armageddon (das Strafgericht Gottes) wurde von Zeugen Jehovahs schon oft falsch erwartet und verschoben: 1874, 1914, 1925, 1975 ... Ähnlich wandelbar waren auch andere Auslegungen von Prophezeiungen.
Menschlich gesehen kein Problem, solange man zugibt: Leute, wir haben uns geirrt und entschuldigen uns bei euch, und solange man niemanden ausschließt, weil er den Irrtum schon etwas früher erkannte als die Leitung und nicht mehr die Lüge verbreiten wollte. Doch leider passiert heute noch immer das Gegenteil.
Aus Gottes Sicht ist der Prophet, dessen Voraussage nicht eintrifft, ein Lügenprophet:
„Wenn der Prophet etwas im Namen Jehovas sagt und seine Worte sich nicht erfüllen oder bewahrheiten, dann kommen sie nicht von Jehova. Der Prophet hat sich angemaßt, sie zu äußern. Fürchte dich nicht vor ihm."
(5. Mose 18:22)
Wie verfährt der Allmächtige Gott mit Lügenpropheten?
„Falls sich irgendein Prophet anmaßt, etwas in meinem Namen zu sagen, was ich ihm nicht aufgetragen habe, oder er im Namen anderer Götter spricht, dann muss er sterben."
(5. Mose 18:20)
"Heller werdendes Licht" – oder Irrlicht?
Veränderungen in Lehrfragen oder Verbesserungen in organisatorischer Hinsicht werden oft als "heller werdendes Licht von Jehova" dargestellt. Der Ausdruck lehnt sich an Sprüche 4:18 an. Dieser Vers bespricht aber im Kontext ein anderes Thema, nämlich den Gegensatz zwischen dem dunklen Pfad der Bösen und dem hellen Pfad der Gerechten.
Würde der Allmächtige, Allwissende Gott uns "dunkleres Licht" in Form falscher Lehren und Prophezeiungen schicken, das er wenige Jahre später durch "helleres Licht" ersetzt? Das klingt eher nach einem Irrlicht, das mal rechts, mal links aufflackert, im Zickzack-Kurs, als nach unserem himmlischen Vater, der alles weiß und mit seinen Leuten die Wahrheit redet.
Sollte ich mich als Zeuge Jehovahs taufen lassen?
Selbstverständlich wünschen sich die Zeugen, die mit dir die Bibel studieren, dass sie dich zur Taufe begleiten. Ihnen wird gesagt, dass sie nur "erfolgversprechende" Studien führen sollten, die "Fortschritte machen", und deshalb geben sie ihr Bestes. Sie haben gelernt, dass jeder in Harmagedon sterben muss, der nicht zur Wachtturm-Organisation der Zeugen Jehovas gehört (was unbiblisch ist), und natürlich wollen sie dein Leben retten.
Befrage dein Herz:
- Fühle ich mich wegen meiner Individualität, meines So-Seins, Andersseins geschätzt, oder werde ich eher für meine Anpassungsleistungen belohnt (Kleidung, Frisur, Denkweise, Sprache, Vorbereitung, ...)?
- Darf ich solange fragen, bis mir eine Sache klar ist?
- Spüre ich Gottes Geist beim Studium, im Königreichssaal?
- Wird meine eigene Verantwortung und Gewissensfreiheit vor Gott völlig respektiert, geschätzt und gefördert, oder fühle ich mich irgendwie etwas gedrängt, geschoben, bevormundet oder gezwungen?
Wie viele Sonderlehren?
Wie viele Sonderlehren der Zeugen Jehovas hast du bis jetzt gezählt?
Beachte, was in der Heiligen Schrift darüber steht:
"Jeder, der nicht bei der Lehre des Christus bleibt, sondern vorauseilt, ist nicht mit Gott verbunden. Wer bei dieser Lehre bleibt, ist sowohl mit dem Vater als auch mit dem Sohn verbunden. Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht vertritt, dann nehmt ihn weder in euer Haus auf noch grüßt ihn. Denn wer ihn grüßt, ist an seinen schlechten Taten mitschuldig."
(2. Johannes 1:9-11)
Sei dir bewusst, dass ...
... wenn du falsche Lehren entdeckst, von dir erwartet wird, dass du trotzdem linientreu bleibst und diese Lehren nach außen vertrittst. Kannst du dich auf Dauer verbiegen? Willst du dir selbst treu sein? Gott gemäß deiner Erkenntnis anbeten?
Manche versuchen sich dann leise auszublenden, um wenigstens ihre Kontakte noch zu behalten, aber früher oder später kommt es dann doch zum Ausschluss, zum "Kalten Schnitt", bei dem du dein gesamtes soziales Umfeld verlierst.
Wenn du Kinder hast:
Sei dir bewusst, dass bestimmte Lehren, Themen, Abbildungen, Vorträge und Kongressfilme dein Kind prägen, verstören, ängstigen und sogar traumatisieren können. Kinder reagieren völlig anders auf Eindrücke als Erwachsene und verarbeiten sie ganz anders. (Dazu werden wir noch genauere Informationen und Erfahrungsberichte bereitstellen.)
Sei außerdem vorsichtig, wem du dein Kind anvertraust. Die Verfahrensregeln der Ältesten sehen so viel Diskretion für pädophile Glaubensbrüder vor, dass eine staatliche Untersuchungskommission die Zeugen Jehovahs als "Paradies für Pädophile" betitelte. Geh bitte nicht das geringste Risiko ein – schaffe keine Gelegenheiten, in denen dein Kind Schaden nehmen kann!
Und dann die Taufe ...
Es ist etwas Herrliches, wenn ein Mensch sich JHWH Gott und seinem Sohn Jesus hingibt, ihnen sein Leben schenken will.
Nur einen Haken hat die Sache: Bei Zeugen Jehovahs wirst du nicht auf den Namen Jesus getauft, sondern auch die Organisation taucht in deinem Taufversprechen auf. Das ist unpassend und unbiblisch!!
In biblischer Zeit wurde auf den Namen Jesu getauft.
Auf keinen Menschen, auf keine Organisation.
"Was hindert mich, getauft zu werden?"
Musst du erst einen Fragenkatalog durcharbeiten und dein Leben perfekt in Ordnung bringen, bevor du dich taufen lassen kannst? Davon lesen wir in der Bibel nichts. Jesus selbst sagte:
"Darum geht und macht Menschen aus allen Völkern zu meinen Jüngern,
(1.) tauft sie ...,
(2.) und lehrt sie, sich an alles zu halten, was ich euch aufgetragen habe." (Matthäus 28:19,20)
Beachte die Reihenfolge! Für die Taufe gibt es nur zwei Bedingungen: Glaube an den Herrn Jesus als Gottes Sohn und Erlöser, und Reue. Dann beginnt dein Lernprozess in deinem individuellen Tempo, um dich nach Gottes Willen vom Heiligen Geist formen zu lassen.
"Petrus [sagte] zu ihnen: „Bereut, und jeder von euch lasse sich im Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden taufen, und ihr werdet als freie Gabe den heiligen Geist empfangen." (Apostelgeschichte 2:38)
Natürlich kannst du ein Bibelstudium mit Zeugen Jehovahs machen, auch ohne dich danach der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovahs anzuschließen, und kannst dich selbst oder mit anderen Christen taufen. Du bist keinem Menschen verpflichtet – aber JHWH Gott und Jesus empfangen dich voller Freude mit offenen Armen.
Sei dir im Klaren, dass jede Glaubensgemeinschaft oder Kirche ihre Defizite, Irrtümer und Fehlverhalten hat.
Wie du dich auch entscheidest:
Wir wünschen dir Gottes Segen,
Jesus´ Begleitung und
die Führung des heiligen Geistes dazu.