Der Zusammenbruch des Wachtturm
Autor: Robert King | e-Watchman © 2004
"Darum wird euch dieses Vergehen gleich einem gebrochenen Stück werden, das nahe daran ist niederzustürzen, einer Ausbuchtung an einer hochragenden Mauer, deren Zusammenbruch plötzlich, in einem Augenblick, kommen kann."
(Jesaja 30:13)
Das Ereignis, nach dem in der Geschichte am meisten Ausschau gehalten wird, ist das Zweite Kommen von Jesus Christus, aber es ist ironischerweise auch das am wenigsten verstandene Ereignis.
Während Jehovahs Zeugen den Ausdruck "Zweites Kommen" nicht benutzen, gebrauchte der Apostel Paulus in seinem Brief an die Hebräer einen ähnlichen Ausdruck: "das zweite Mal, da er erscheint" (Hebräer 9:28). Dadurch verglich und kontrastierte der Apostel verschiedene Aspekte von Christi erstem und zweiten Kommen in der Welt.
Als Folge der verkehrten Erwartungen der Juden wurde das Erscheinen des Messias, nach dem sie so sehr Ausschau hielten, für die ganze jüdische Nation zu einem Stein des Strauchelns. Nach ihrem Verständnis erwarteten sie, dass der Messias nicht nur ihr mächtiger und glorreicher König aus der Linie Davids werden würde, sondern dass er auch den Thron Davids mit Jerusalem als Sitz wiederherstellen und das römische Joch der Sklaverei abwerfen würde. Dass dies die Erwartung von ganz Israel war, wird durch die Frage bewiesen, die die Jünger Jesus gleich nach seiner Auferstehung stellten, als sie fragten:
"Herr, stellst du in dieser Zeit das Königreich für Israel wieder her?" (Apg 1:6)
Es war für die damals lebenden Juden nicht zu begreifen, dass der Messias kein integrales Unterteil des bereits bestehenden, respektierten und sehr verehrten jüdischen Systems werden würde. Sie waren schließlich Gottes Volk, und das schon seit mehr als tausend Jahren!
Und in den jüdischen Lehren über den Messias war sicher keine Bestimmung über ein zweites Kommen des Christus!
Die Folge war, dass die Juden während der Zeit, da Jesus als Mensch auf der Erde lebte, einzusehen begannen, dass Jesus ihre verkehrten Erwartungen nicht erfüllen würde, und sie begannen ihn als Unruhestifter anzusehen. Letztendlich kehrten sie sich gegen ihn, als Jesus auf Drängen der Pharisäer und Oberpriester unehrenvoll hingerichtet wurde.
Aber als die Römer fast vierzig Jahre, nachdem die Juden einmütig beschlossen hatten, Jesus zu Tode zu bringen, Jerusalem und seinen Tempel vernichteten, kam das jüdische Anbetungssystem zu einem abrupten Ende und damit zusammenhängend jede Möglichkeit, dass ein zukünftiger Messias aus der jüdischen Nation hervorkommen könnte. Aus Jehovas Blickwinkel gesehen, hatte das jüdische Anbetungssystem seinem Zweck gedient, ungeachtet der verkehrten Erwartungen des jüdischen Volkes bezüglich der Weise, wie er sein Vorhaben nach ihrer Meinung ausführen würde. Es hatte den versprochenen Messias hervorgebracht, wie es Gottes Vorsatz war, und danach wurde das Anbetungssystem abgeschlossen.
Bei seinem Schreiben an die Hebräer war es offensichtlich Paulus' Absicht, die Hebräerchristen auf das nahende Ende des jüdischen Systems der Dinge vorzubereiten. Paulus schrieb in Hebräer 13:12-14 zum Beispiel folgendes:
"Deshalb hat auch Jesus, damit er mit seinem eigenen Blut das Volk heilige, außerhalb des Tores gelitten. Lasst uns also zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, und die Schmach, die er trug, tragen, denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern wir suchen ernstlich die zukünftige."
Es ist für uns wahrscheinlich schwer zu begreifen, welch eine Herausforderung es selbst für die gesalbten Judenchristen und Apostel des ersten Jahrhunderts war, ihren Glauben vollständig vom jüdischen System, unter dem sie lebten, zu trennen.
Betrachten wir einmal den Bericht im 21. Kapitel von Apostelgeschichte als Beispiel, wie tief verwurzelt der Judaismus war. Dort sind die Apostel besorgt wegen der Beschuldigungen der Juden, dass Paulus eine abtrünnige Lehre Lehren würde. Die Apostel rieten Paulus, sich Zeremoniell zu reinigen und im Tempel ein Opfer zu bringen, damit die Gerüchte, dass er eine abtrünnige Lehre über Moses und die Beschneidung verkündige, unterdrückt würden. Obwohl die Apostel wussten, dass Paulus' Lehre, dass Jesu Tod das Ende des mosaischen Gesetzes war und dass Beschneidung nicht mehr länger ein Erfordernis war, um Gottes Gutheißen zu haben, korrekt war, unterwarf Paulus sich demütig. Aber selbst seine Anpassungsbereitschaft bezüglich des mosaischen Gesetzes könnte ihre Wut oder Feindlichkeit nicht unterdrücken, und als sie seinen Aufenthaltsort in der Stadt entdeckten, trachteten sie ihn zu ermorden, weil er verkündigte, dass das System der Anbetung - die etablierte Weise der Anbetung - , die Generationen lang durch Jehova gutgeheißen worden war, enden würde, und tatsächlich schon beendet war.
Da die Christen des ersten Jahrhunderts nun voller Erwartung nach Christi "baldiger" Rückkehr Ausschau hielten, scheint es, dass sie auch annahmen, Jesus werde in die physische Stadt Jerusalem zurückkehren. Paulus schrieb in Hebräer 9:26 jedoch, dass Christus "sich beim Abschluss der Systeme der Dinge ein für allemal offenbar gemacht" hat. Da die jüdische Weise (Anbetungssystem) schnell zu ihrem Ende kommen würde, erinnere Paulus die Hebräerchristen daran, dass sie in Jerusalem keine "bleibende Stadt" hatten.
Während die Vernichtung von Jerusalem die falschen messianischen Erwartungen der Juden, die Jesus verworfen hatten, absolut zerstörten würde, würde es auch eine Glaubensprüfung für diejenigen, die Jesus durchaus akzeptiert hatten, sich aber noch bis zu einem gewissen Grad unter dem Einfluss des Judaismus befanden. Nachdem die heilige Stadt verwüstet war, würden diese Judenchristen Gott zeigen müssen, dass sie wirklich "die zukünftige suchen".
Da Paulus den Ausdruck "der Abschluss des Systems der Dinge" im Zusammenhang mit Jesu erstem Erscheinen gebrauchte, können wir sicher sein, dass das Muster des ersten Jahrhunderts für die Christen von besonderem Interesse ist, die zu der Zeit leben, "da er zum zweiten Mal erscheint", während des Abschlusses des gesamten heutigen Systems.
Wir können daher erwarten, dass, genau wie bei den Hebräerchristen und Aposteln, die selbst offensichtlich verkehrte Gedanken hatten, dass Jerusalem als die Stadt von Jehovah fortbestehen würde, unser Glaube ebenso weitgehend geprüft werden wird, wenn Christus schlussendlich ankommt.
Der Prophet Maleachi bestätigt uns dieses erstaunliche Ereignis, indem er fragt:
"Doch wer wird den Tag seines Kommens ertragen, und wer wird bestehen, wenn er erscheint?" (Maleachi 3:2)
Im 12. Kapitel von Hebräer erinnert Paulus an Gottes unglaubliche Macht, wenn Jehovah sich uns offenbaren wird, indem er an den Vorfall erinnert, als das israelitische Volk sich am Fuß des Berges Sinai versammelt hatte, um den Gesetzes und zu empfangen. Als Jehovah auf dem Gipfel des Berges mittels einer furchteinflößenden Demonstration mit Moses sprach, erzitterte der Berg und wurde in Rauch gehüllt. Um auszuschließen, dass dieses Phänomen ein natürlicher Vulkanausbruch zu sein schien, schmetterten ohrenbetäubende Hörner aus dem Unsichtbaren.
Anschließend erläutert Paulus die Bedeutung dieses Ereignisses, indem er den Propheten Haggai zitiert:
"Damals erschütterte seine Stimme die Erde, jetzt aber hat er verheißen und gesagt: 'Noch einmal will ich nicht nur die Erde in Bewegung bringen, sondern auch den Himmel.' Der Ausdruck nun "noch einmal" zeigt die Beseitigung der Dinge an, die erschüttert werden, nämlich der Dinge, die gemacht worden sind, damit die Dinge, die nicht erschüttert werden, bleiben mögen. Darum, da wir ein Königreich empfangen sollen, das nicht erschüttert werden kann, ..." (Hebräer 12:26-28)
Im ersten Jahrhundert waren "die Dinge, die erschüttert werden", das gesamte jüdische Religionssystem, mit seiner heiligen Stadt, dem Tempel, der Priesterschaft, die durch die Erschütterung verschwanden. Die Prophezeiung Haggais, die von Paulus zitiert wurde, geht jedoch weiter, indem sie sagt, dass Jehova "alle Nationen erschüttern [wird]", nicht nur die kleine Nation Juda.
Es ist also deutlich, dass gesalbte Christen und die Welt vor der schlussendlichen Erfüllung der Prophezeiungen stehen, die es erfordern, dass das gesamte System der Dinge erschüttert werden wird, wenn Jesus zum zweiten Mal erscheint. Das Einzige, was stehen bleiben wird, nachdem der Rauch sich verzogen hat, ist Gottes Königreich und diejenigen, die wirklichen Glauben in Gottes Königreich setzten, das nicht erschüttert werden kann.
In jenem Moment werden die Fragen, die in Eden aufgekommen sind, ein für allemal beantwortet sein.
Jehovahs Antwort auf Fragen, die in Eden aufgekommen sind
Seit der Zeit, als Adam und Eva sich gegen Jehovah auflehnten und als Folge davon aus dem Garten Eden gesetzt wurden, hat die menschliche Rasse sich von Gott entfernt. Das vertraute Verhältnis mit seinem Schöpfer, das Adam eine kurze Zeit lang genießen durfte, war zerstört.
Wo Jehovah einst in Eden wandelte und mit Adam sprach, sind die darauffolgenden Geschichtsaufzeichnungen von Adams Nachkommenschaft außerhalb von Eden ein tristes Zeugnis davon, wie verloren wir ohne Gottes persönliche Aufsicht und Anleitung sind. Nach Ablauf einiger Zeit würde es selbst für den Gerechtesten von Adams Nachkommen eine Herausforderung sein, Jehovah wirklich zu kennen und zu vertrauen.
Jehovah Gott ist jedoch wie ein fest entschlossener und seit langer Zeit leidender Elternteil mit einem Problemkind; er hat uns niemals aufgegeben. Aber in seiner unermesslichen Weisheit weiß er, dass die einzige Art und Weise, durch die wir von unserer Schlechtigkeit befreit werden und die Vorteile sowohl des Vertrauens als auch des Gehorchens auf seine gerechten Wege einsehen können, ist, wenn wir die schmerzhaften Konsequenzen unserer stolzen Angeberei und unseres Glaubensmangels durchmachen müssen.
Wie Jehovas Zeugen wissen, steht das Aufrichten von Christi Königreich im Mittelpunkt von Gottes Vorsatz. Es sind 144 000 aus der Menschheit ausgewählt, verbunden mit Jesus in seinem Himmlischen Königreich, die schlussendlich eingeladen werden, Gottes eigenen Wohnsitz zu betreten – die Stadt Gottes. Wie viele von uns haben jedoch hierüber wirklich nachgedacht und geschätzt, was das alles bedeutet?
In Eden hat Satan Gott beschuldigt, er enthalte Adam und Eva selbstsüchtig etwas Gutes vor. Später, in Hiobs Tagen, beschuldigte Satan Gott weiterhin, dass er seine Anbeter durch Bestechung beeinflusse (was übrigens später genau das war, was Satan heuchlerisch bei Jesus versuchte, indem er ihm alle Königreiche der Welt anbot im Tausch für einen Akt der Anbetung).
Gottes Antwort auf Satans lästerliche Beschuldigungen ist viel weiter gegangen, als irgendein Engel oder Mensch hätte voraussehen oder sich vorstellen können. Jehovah würde nicht nur selbst für die notwendigen Mittel sorgen, um die Menschheit rechtmäßig loszukaufen und wieder herzustellen bis zum Paradies – in seiner Großzügigkeit hat Jehovah sich vorgenommen, einige aus der Menschheit auszuwählen und sie in den Himmel zu erhöhen.
Als ob das noch nicht genug für ihn war, geht Gottes Großzügigkeit noch weit darüber hinaus, einige Menschen als Geistwesen wiederzuerschaffen: Jehovah hat sich vorgenommen, seinen Auserwählten Leben in sich selbst zu geben. Das ist etwas, das kein einziger Mensch besitzen kann, weil irdische Geschöpfe von Natur aus von externen Kräften abhängig sind, um unser Leben in Gang zu halten. Unsterblichkeit ist nicht nur das Besitzen von ewigem Leben; selbst Gottes Engeln im Himmel ist keine Unsterblichkeit gegeben. Unsterblichkeit bedeutet, Leben als ein unsterbliches und unzerstörbares Wesen zu besitzen. Unsterbliche Geschöpfe sind sogar nicht länger von Jehovah abhängig, um am Leben zu bleiben. (Jesus Christus war, nach seiner Auferstehung, das erste Geschöpf, das Unsterblichkeit erhielt.) Jehovah erhöht menschliche Geschöpfe also nicht nur, in seiner Gegenwart sein zu dürfen – manche sogar aus den untersten Schichten der degenerierten Gesellschaft –, sondern er will auch, dass sie von Wesenart dasselbe wie er werden – herrliche, unsterbliche, gottgleiche Wesen.
Falls wir es vergessen haben: Das war genau das, was Satan Eva erzählte, dass Gott angeblich Angst hatte aufzugeben:
"Denn Gott weiß, dass an demselben Tag, an dem ihr davon esst, euch bestimmt die Augen geöffnet werden, und ihr werdet sein wie Gott, erkennend gut und böse." (1. Mose 3:5)
Nach Aussage des Teufels vertraute Jehovah seiner Schöpfung nicht, und seine Schöpfung war auch nicht würdig, dass er ihr vertraute. Aber Jehovah hat es für gerecht erachtet, diese nicht zu ermessende Gabe des Ihm-genau-gleich-werdens einer Auswahl von Adams Nachkommen zu schenken - dieselben Nachkommen, die ihm soviel Verdruss und Schande gemacht haben. Jehovah hat sich auf diese wunderbare und meisterliche Weise wirklich zum Gott der Götter gemacht. Er hat nicht allein bewiesen, mächtiger und unendlich viel weiser zu sein, sondern Gott hat auch auf alle denkbaren Arten seine moralische Überlegenheit über seine menschlichen und dämonischen Ankläger demonstriert.
Mit dieser unerwarteten und wunderbaren Weise im Hinterkopf, wie Jehovah seine Beschuldigung beantwortet hat, hat der Teufel die starke und schlaue Lüge in die Welt gesetzt, dass Menschen eine unabhängige unsterbliche Seele hätten. Ebenso hat er die weitverbreitete falsche religiöse Lehre gefördert, die behauptet, dass alle guten Menschen in den Himmel kommen, wenn sie sterben, als ob dieses Vorrecht so oder so unser Geburtsrecht sei und unabhängig von Jehovahs Wahl und Wohltätigkeit hinsichtlich der Menschheit.
Es sollte deutlich sein, dass das Ziel des Teufels ist, Gottes besonderes Geschenk in unseren Augen normal wirken zu lassen. Die Wahrheit ist jedoch, dass Jehovah keinem einzigen Menschen ewiges himmlisches Wohnrecht mit ihm selbst verleiht, geschweige denn Unsterblichkeit, wenn er nicht zuvor seinen unzerstörbaren Glauben in und Loyalität zu ihm und seinem Sohn bewiesen hat. Um in seinen Auserwählten jedoch einen unverwüstbaren Glauben zu entwickeln, müssen sie zuerst Jehovahs Missfallen und seine maßvolle Züchtigung durchmachen, da selbst ihr Herr Jesus Gehorsam lernte durch die Dinge, die er litt.
Das bringt uns wieder zum Brief an die Hebräer und warum der Apostel, nachdem er ausführlich über die Glaubenstaten der Männer früherer Zeiten gesprochen hat, Gottes Söhne anspornt, die Züchtigung auf sich zu nehmen. In Hebräer 12:8 schrieb Paulus:
"Wenn ihr aber ohne die Züchtigung seid, deren alle teilhaftig geworden sind, seid ihr wirklich illegitime Kinder und nicht Söhne."
Ein paar Verse weiter im selben Kapitel zitiert Paulus teilweise Jesaja, wenn er sagt:
"Darum richtet auf die schlaffen Hände und die matt gewordenen Knie, und schafft weiterhin gerade Bahnen für eure Füße, damit das Lahme nicht ausgerenkt, sondern vielmehr geheilt werde." (Hebr. 12:12, 13)
Das 35. Kapitel aus Jesaja, woraus Paulus zitierte, enthält Jehovahs Ermahnung an Israel, nachdem sie Gottes strenge Strafe an ihnen als Nation ertragen hatten. Darum sagt Jehovah seinem Volk, es solle Mut fassen, weil er eine Landstraße der Heiligkeit öffnet, so dass die Zurückgekauften nach Zion zurückkehren. In Wirklichkeit sind die Prophezeiungen auf das geistige Israel anzuwenden, nachdem es gezüchtigt wurde. Deshalb ermahnt Paulus in Wirklichkeit Christen, die während des Abschlusses des gesamten Systems der Dinge leben, wenn Jehovah Himmel und Erde erschüttern und diejenigen, die er seine Söhne nennt, ernsthaft züchtigen wird. Das wird das Ereignis einleiten, wobei das geistige Israel schließlich vor dem gewaltigen himmlischen Berg Zion vor Gericht stehen.
"Dein großer Unterweiser wird sich nicht mehr verbergen"
Als der Schöpfer und rechtmäßige Herrscher des Universums ist Jehovah als einziger befugt, seine Schöpfung zu instruieren und seine Sichtweise des Sache zu enthüllen. Es kann jedoch auch Gottes Vorsatz sein, sich im Hintergrund zu halten, sich sozusagen zu verbergen und zuzulassen, dass die Ereignisse sich auf eine natürliche Weise entwickeln, um dadurch seine Schöpfung eine essenzielle Lektion zu lehren. Von Jehovahs Standpunkt gesehen, ist die Geschichte der Menschheit nicht mehr als eine lange, fruchtlose Übung. In seiner Weisheit hat er seiner eigensinnigen Schöpfung erlaubt, bis zum heutigen Punkt zu kommen, dem Punkt, an dem die heutige Zivilisation bereit zu sein scheint, die letzte Lektion zu lernen: Nämlich, dass Unabhängigkeit von Gott das vollständige und katastrophale Ende bedeutet.
Jehovah hat das Ende natürlich schon von Anfang an vorausgesehen, aber wir selbst müssen am Finale teilnehmen, wollen wir imstande sein, aus dem, was Gott uns noch lehren muss, vollständigen Nutzen zu ziehen. Das katastrophale Finale dieser Welt ist nicht irgendeine wunderliche Handlung eines irrationalen und wütenden Gottes, wie manche denken. Stattdessen ist es das Resultat der Anhäufung menschlicher Torheit, Gottlosigkeit und des Mangels an Glauben in Gott: ein gefährlicher Mix, der die Menschheit schließlich an den Rand der Vernichtung bringen wird.
Im Kontext dieser furchteinflößenden Ereignisse, die dem Ende der Welt direkt vorausgehen, wird Jehovah, der Große Unterweiser, der Retter derjenigen, die auf ihn vertrauen. Darum sagt Jesaja 30:20:
"Und Jehovah wird euch gewiss Brot in Form von Bedrängnis und Wasser in Form von Bedrückung geben; doch dein Großer Unterweiser wird sich nicht mehr verbergen, und deine Augen sollen [Augen] werden, die deinen Großen Unterweiser sehen."
Da Jehovahs Zeugen beanspruchen, dass Jehovah unser Großer Unterweiser ist – in welchem Moment wird "sich" Jehovah dann nicht mehr vor uns "verbergen"? Sind wir wirklich geistig so erleuchtet, dass unsere Augen unseren Großen Unterweiser gesehen haben? Wenn wir als Organisation uns einbilden, wir hätten schon alles gelernt, um diesen Anspruch erheben zu können, müssten wir mal betrachten, was der Apostel Paulus an die Korinther schrieb:
"Wenn jemand denkt, er habe Erkenntnis über etwas erworben, so erkennt er [es] noch nicht so, wie er [es] erkennen sollte." (1. Korinther 8:2)
Gemäß dem Kontext des 30. Kapitels von Jesaja offenbart sich Jehovah während des Gerichtstages als unser Großer Unterweiser. Darum sagt Jesaja 30:18:
"Und deshalb wird Jehovah darauf harren, euch Gunst zu erweisen, und deshalb wird er sich erheben, um euch Barmherzigkeit zu erweisen. Denn Jehovah ist ein Gott des Gerichts. Glücklich sind alle, die seiner harren."
Da Jehovah offensichtlich noch nicht mit dem Richten begonnen hat, ist es klar, dass er seinem Volk während einer Zeit, in der sie mit Bedrängnis und Bedrückung gequält werden, auch noch keine Vergebung geschenkt hat. In diesem Fall muss Jesaja 30:21 eine zukünftige Erfüllung haben, während der Zeit der Offenbarung Christi. Dort wird nämlich gesagt:
"Und deine Ohren, sie werden ein Wort hinter dir sagen hören: "Dies ist der Weg. Wandelt darauf", falls ihr zur Rechten gehen solltet oder falls ihr zur Linken gehen solltet."
Wenn wir unser Denkvermögen gebrauchen und fragen: Wenn wir annehmen, dass Jehovah jetzt sein Volk leitet und instruiert (wie wir nun behaupten und glauben) und dass sein Volk seine Stimme hört, als ob sie von hinten kommt, bedeutet das dann nicht, dass Gottes Volk in die verkehrte Richtung geht und zu einem gegebenen Moment eine Kehrtwende machen muss? Mit anderen Worten: wenn wir beanspruchen, Gottes Volk zu sein, müssen wir schließlich der Tatsache in die Augen sehen, dass die Prophezeiungen zeigen, dass wir abgeirrt sind.
"Schreibe es auf eine Tafel, damit es für einen künftigen Tag dient"
Kein einziger Mensch kann die Zukunft voraussehen. Historiker können sich noch nicht einmal über die Vergangenheit einig werden! Allein Gott kann fehlerlos voraussehen, was die zukünftigen Tage bringen werden. Wenn Prophezeiungen sich erfüllen, dient dies nicht nur dazu, zu beweisen, dass Jehovah Gott ist; da Gott seit den Tagen, als die Bibel geschrieben wurde, nicht mehr in direktem Kontakt mit Menschen gestanden hat, dient dies auch als Mittel, durch das Gott seine Instruktionen und richterlichen Beschlüsse zur richtigen Zeit vermittelt. Prophezeiungen, die vor Tausenden Jahren aufgeschrieben wurden, enthalten daher essentielle Nachrichten für diejenigen, die viel später leben. Jehovah wies seinen ursprünglichen Propheten Jesaja darum an, folgendes zu sagen:
"Nun komm, schreibe es bei ihnen auf eine Tafel, und zeichne es sogar in ein Buch ein, damit es für einen künftigen Tag dient, zu einem Zeugnis bis auf unabsehbare Zeit." (Jesaja 30:8)
Im ersten Jahrhundert gab Jesus spezifische Anweisungen, die zur Zeit, als die römischen Heere die Belagerung der Stadt beginnen würden, für die Jünger, die in Jerusalem wohnten, Leben oder Tod bedeuten konnten. Wenn Christen das vorhergesagte "abscheuliche Ding" in Jehovahs Tempel stehen sehen würden, müssten sie sofort aus der Stadt und Judäa fliehen. Doch sind die prophetischen Anweisungen von Jesus auch auf die Christen anzuwenden, die leben, wenn die große Drangsal die Erde überrollt. Die Ereignisse des ersten Jahrhunderts liefern also ein Muster für Ereignisse, die wir erwarten können, wenn Gottes heilige Stätte in unserer Zeit verwüstet wird.
Leider begreifen der Wachtturm und Jehovahs Zeugen wegen verkehrter Erwartungen als Folge eines verkehrten Verständnisses verschiedener Prophezeiungen nicht, was die heilige Stätte ist, von der Jesus sagte, sie werde verwüstet werden (siehe Essay: War 1914 das Ende der Zeiten der Nationen?)
Diese und andere verkehrte Erwartungen haben uns in eine ungemütliche Position gebracht, wodurch wir als Organisation sicher durch unvorhergesehene und unerwartete Ereignisse getroffen werden. Der 74. Psalm spricht zweifellos über die Situation, die entstehen wird, wenn Jesu Prophezeiung über die heilige Stätte Wirklichkeit wird.
Der Psalm sagt zum Beispiel:
"Erhebe doch deine Schritte zu den langwährenden Verödungen. Alles an der heiligen Stätte hat der Feind misshandelt. Die dich befeinden, haben gebrüllt inmitten deiner Zusammenkunftsstätte. Sie haben ihre eigenen Zeichen als [die] Zeichen gesetzt." (Psalm 74:3,4)
Die Verse 8-10 sagen dann:
"Sie, auch ihre Nachkommen, haben in ihrem eigenen Herzen zusammen gesagt: "Alle Zusammenkunftsstätten Gottes sollen im Land verbrannt werden." Unsere Zeichen haben wir nicht gesehen; da ist kein Prophet mehr, und da ist niemand bei uns, der weiß, wie lange. Wie lange, o Gott, wird der Widersacher weiterhin schmähen? Wird der Feind deinen Namen stets respektlos behandeln für immer?"
Der Hinweis des Psalmisten auf "unsere Zeichen", die nicht gesehen werden, und die Tatsache, dass wir keinen Propheten haben, der unterscheidet, was da stattgefunden hat, kann nur das Ergebnis von verkehrten Erwartungen sein, die wir als Organisation akzeptiert haben. Ironischerweise hat Jehovah prophezeit, dass unsere ernannten Propheten uns in eine Sackgasse führen werden, wo wir schließlich einen Punkt erreichen werden, an dem es scheint, als ob Jehovahs Wort gescheitert ist. Die Beschuldigung, Jehovahs Zeugen seien "falsche Propheten", scheint wahr zu werden. Die Feinde, die "ihre eigenen Zeichen als die Zeichen" aufstellen, sind in Übereinstimmung mit der Prophezeiung Daniels, die voraussagt, dass der König mit grimmigem Gesicht die "Wahrheit fortgesetzt zur Erde [warf]".
Wie alle Zeugen Jehovahs wissen, ist unsere Erwartung, dass die Christenheit zu Beginn der großen Drangsal vernichtet werden wird. Das ist eines der "Zeichen", die wir erwarten zu sehen. Zusammen mit anderen Dingen ist es das, was unsere "Propheten" unserer Organisation durch Studieren von Gottes Wort für unsere Zukunft vorausgesehen haben. Niemand von uns hat wirklich die Reihenfolge von Ereignissen, die zusammen unsere Erwartung bilden, in Frage gestellt.
Wenn also die Ereignisse sich nicht so entfalten, wie unsere vertrauten Lehrer uns haben glauben lassen, wird das für uns eine Glaubensprüfung sein, genau als ob falsche Propheten uns in die Irre geführt hätten.
Noch schlimmer ist, dass unsere "Propheten" nicht erkannt haben, dass das Unglück, das nach unserem Erwartungsmuster über die Christenheit kommen wird, stattdessen tatsächlich über Jehovahs Volk kommt! Kann es für unsere Feinde eine größeren Anlass geben, Schande über den Namen Jehovahs zu bringen, den Gott, dessen Namen wir tragen? Deshalb ermutigte Paulus Christen, nicht aufzugeben, wenn wir zurechtgewiesen werden, was sicher geschehen wird. Und deshalb wurde Jesaja inspiriert, eine Ermutigung an uns zu schreiben, weiterhin Jehovahs Urteil zu erwarten, selbst wenn alles verloren scheint.
Wenn wir das akzeptieren, sind wir in der Lage zu begreifen, was die Prophezeiung im 30. Kapitel von Jesaja wirklich voraussagt, und warum Gott sagt:
"Zeichne es sogar in ein Buch ein, damit es für einen künftigen Tag dient, zu einem Zeugnis bis auf unabsehbare Zeit." (Jesaja 30:8)
Da die Prophezeiung als Zeuge für einen künftigen Tag gedacht ist und da sie für das geistige Israel geschrieben ist, was lässt uns das dann genau sehen? Das bringt uns zum eigentlichen Thema, dem kommenden Zusammenbruch des Wachtturms.
"Wehe den störrischen Söhnen", ist der Ausspruch Jehovahs"
Jesaja 30:1 ist nicht die erste Stelle, wo Jehovah ein Wehe über sein Volk ankündigt. Es ist sogar so, dass jedes Kapitel von Jesaja, beginnend mit dem 28. Kapitel bis einschließlich dem 31., auf dieselbe Weise beginnt. Jesaja 28:1 sagt:
"Wehe der hoheitsvollen Krone der Trunkenbolde Ephraims ..."
Jesaja 29:1 lautet:
"Wehe Ariël, Ariël, ..."
Jesaja 31:1 sagt:
"Wehe denen, die nach Ägypten hinabziehen um Beistand, ... die aber ... Jehovah selbst nicht gesucht haben."
Jesaja 30:1,2 sagt:
"Wehe den störrischen Söhnen", ist der Ausspruch Jehovahs, "[denen, die geneigt sind,] Rat auszuführen, doch nicht den von mir [kommenden], und ein Trankopfer auszugießen, doch nicht mit meinem Geist, um Sünde an Sünde zu fügen; denen, die sich aufmachen, um nach Ägypten hinabzugehen, und die meinen Mund nicht befragt haben, ..."
Jehovahs "Söhne" haben Zugang zum Rat ihres Vaters, aber sie weigern sich halsstarrig, auf Gottes Weisheit zu vertrauen. Stattdessen tun sie so, als würden sie die Dinge auf Gottes Weise tun, während sie gleichzeitig auf ihre eigene Kraft und auf menschliche Bündnisse vertrauen. Wie der Kontext andeutet, hat diese Entwicklung eine viel weitergehende Bedeutung als nur für das alte Israel. Die definitive Erfüllung wird während der Enthüllung von Gottes Urteilen während des Abschlusses des Systems der Dinge stattfinden. Wie es der 8. Vers schon sagte, ist es Gottes Zeugnis für einen künftigen Tag, bis auf unabsehbare Zeit.
Können Jehovahs heutige Zeugen mit den dickköpfigen Söhnen Israels verglichen werden? Leider ja. Wir sind "geneigt, Rat auszuführen", was bedeutet, dass wir zeigen, dass wir die Bereitschaft haben, Gott zu dienen, aber dass das, was wir anbieten, nicht automatisch in Übereinstimmung mit Gottes Geist ist. Das Ausgießen eines "Trankopfers", das deutlich nicht von Jehovahs Geist stammt, kann deutlich erkannt werden in dem abscheulichen Bündnis des Wachtturms als NGO [...].
Offensichtlich haben Rechtsanwälte, die die Gesellschaft vertreten, auch "Hinterzimmer- Vereinbarungen" mit diversen politischen Einrichtungen geschlossen, um die Anerkennung des Wachtturms in bestimmten Ländern zu verbessern. Ende der 90er Jahre wurde beispielsweise dem Wachtturm die rechtliche Anerkennung von der bulgarischen Regierung verweigert, da man Begriff, dass der Wachtturm durch Androhen von Ausschluss seine Mitglieder zwang, Bluttransfusionen abzulehnen. Die Rechtsanwälte schlossen deshalb einen Kompromiss. Die bulgarische Regierung würde dem Wachtturm gesetzliche Anerkennung geben, und als Gegenleistung erklärte sich der Wachtturm damit einverstanden, bulgarische Zeugen, die eine Bluttransfusion nahmen, nicht auszuschließen.
Es wurden im Rahmen rechtlicher Vorteile auch auf anderen Gebieten Kompromisse geschlossen, wie auf dem Gebiet des Wählens und Alternativen zum Militärdienst. Solch eine Bereitschaft zum "Verhandeln" in Glaubensdingen lässt erkennen, dass die heutigen geistigen Leiter und Wortführer der Zeugen Jehovahs in das Profil derjenigen passen, die beschrieben werden als solche, die "geneigt sind Rat auszuführen, doch nicht den von mir kommenden". Da es eine Neigung gibt, Kompromisse zu schließen zum Schutz der Eigeninteressen des Wachtturms, wie denken wir, wird die Gesellschaft reagieren, wenn sie mit ihrem eigenen Untergang konfrontiert wird? Wie werden wir reagieren?
Der vorherrschende Gedanke unter Zeugen Jehovahs ist, dass Gott seine Organisation vor dem Unglück schützen wird, das über die Welt kommt. Es ist für uns unvorstellbar, dass die Gesellschaft sich möglicherweise Gottes Wut zuziehen könnte. Jedoch sagt Jesaja 30:25 voraus, dass Wiederherstellung für Gottes Volk in Sicht ist, aber erst nach dem schrecklichen "Tag der großen Schlachtung, wenn die Türme fallen." Der 25. Vers sagt:
"... an dem Tag, an dem Jehovah den Bruch seines Volkes verbindet und auch die schwere Wunde heilt, die von seinem Schlag herrührt."
Da wir als Jehovahs Zeugen behaupten, Gottes Volk zu sein, müssen wir erkennen, dass die Prophezeiung, die über "sein Volk" spricht sowie über einen Bruch und eine schwere Wunde, in Wirklichkeit Gottes Urteil gegen uns ist. Aber die Bibelinterpretierer des Wachtturm haben sich entschieden, blind für solche göttlichen Urteile zu bleiben. Sie scheinen es vorzuziehen, lieber den Wahn instand zu halten, dass der Wachtturm der makellose Wortführer Gottes ist und dass Gott auf die eine oder andere Weise verpflichtet ist, uns seine Herrlichkeit zu geben, statt zu erkennen, dass wir als Organisation Jehovahs Unmut über uns und seine Zurechtweisung verdienen.
Zweifellos haben die Leiter des Wachtturms bewiesen, dass sie wie halsstarrige "Söhne" sind, indem sie weiter halsstarrig an überholten, ungenauen Interpretationen von Prophezeiungen festhalten, selbst wenn sie wohl wissen müssten, dass solche Lehren verkehrt sind. Auch der Ausbruch von Klagen gegen sie wegen der schädlichen Politik des Umgangs mit Dingen wie Kindesmissbrauch scheint auf taube Ohren zu stoßen. Und wie gerade bereits zitiert, sie haben das Vertrauen auf Jehovah eingetauscht gegen "Deals" und "Kompromisse" mit den Nationen.
Und als ob dies für Gott noch nicht Grund genug wäre, sein Volk mit seiner schweren Wunde zu schlagen, hat die Organisation in zunehmendem Maße zu Repressionen Zuflucht genommen. Um die Lügen aufrecht zu erhalten und um Kontrolle über die Gemeinden zu behalten, haben örtliche Ältestenschaften manchmal auf eine Weise gehandelt, die mit den grausamen katholischen Inquisitoren oder den heutigen Taliban verglichen werden könnte. Viele ehrliche und aufrichtige Christen werden einem Rechtstribunal unterworfen, bloß weil sie an der Richtigkeit der Wachtturm-Lehren und -Politik zweifeln.
Genau wie die etablierte Ordnung der alten Juden versuchte, Jehovahs Propheten zum Schweigen zu bringen, ist die Gesellschaft ebenso geneigt, jedem Vorschlag, dass Jehovahs Urteil auf uns anzuwenden sein könnte, den Mund zu verbieten.
Deshalb sagt Gott folgendes zu seinen halsstarrigen Söhnen:
"Denn es ist ein rebellisches Volk, lügnerische Söhne, Söhne, die nicht gewillt gewesen sind, das Gesetz Jehovahs zu hören; die zu den Sehern gesagt haben: ‚Ihr sollt nicht sehen' und zu denen, die Visionen haben: ‚Ihr sollt nicht irgendwelche geraden Dinge in Visionen für uns schauen. Redet glatte Dinge [Schmeicheleien] zu uns, schaut in Visionen trügerische Dinge."
(Jesaja 30:9, 10)
Während praktisch jeder biblische Prophet unverblümt vorausgesagt hat, wie das geistige Israel unter Gottes Urteil kommen wird, hat sich der Wachtturm entschieden, lieber alle negativen Aspekte dieser prophetischen Visionen auf die Christenheit anzuwenden, ansonsten haben sie die Ankündigungen völlig ignoriert. Wirklich "lügnerische Söhne"! Wir haben gezeigt, dass wir Gottes Gesetz in dieser Hinsicht nicht hören wollen. "Die, die Visionen haben", sind diejenigen, die das richtige Verständnis der prophetischen Visionen "sehen", die Jehovah ursprünglich den biblischen Visionensehern und Propheten gab. Aber genau wie die Juden nicht empfänglich waren, haben auch wir uns unwillig gezeigt, Gottes Rat aus der Schrift zu akzeptieren. Wir haben es vorgezogen, "glatte Dinge" anzuhören, in welch einem "geistigen Paradies" wir leben und wie Jehova seine sogenannte 'sichtbare Organisation' verherrlicht. Jehovah ist deshalb sogar verpflichtet, seinen halsstarrigen Söhnen einen schweren Schlag zu erteilen, damit sie aus ihrer Torheit aufwachen.
Weil wir als Organisation Gottes Wort nicht ohne Vorbehalte angenommen haben, ist es wahrscheinlich, dass der Wachtturm, wenn das System zusammenbricht und der Tag der Tyrannei beginnt, verzweifelt versuchen wird, sich selbst zu retten, indem er sozusagen "nach Ägypten hinabzieht" und Beistand bei weltlichen Quellen sucht. Noch ein tragischer Beweis von "Sünde auf Sünde stapeln".
Im Licht dieses Beweismaterials scheint es, als ob das Wichtigste für die Organisation der Fortbestand der Organisation selbst geworden ist. Es ist ironisch: Je "erfolgreicher" der Wachtturm wird, desto verletzlicher wird er. Das kommt daher, dass eine große Verlagsorganisation, wozu der Wachtturm in den letzten Jahrzehnten angewachsen ist, auch völlig abhängig von der fortdauernden Stabilität des Systems der Dinge ist, will die Arbeit Fortschritte machen. Ein Weltkrieg, eine weltweite Depression, ein regelrechter finanzieller Zusammenbruch, ein Kriegszustand als Folge von inländischen Terrorismus, eine weltweite Diktatur, massive Rechtsklagen gegen den Wachtturm, oder eine Kombination dieser und anderer unvorhergesehener Schwierigkeiten kann die Wachtturmgesellschaft unter enormen Druck setzen. Wenn wir schließlich unter diesem Druck stehen, wird es sich zeigen, ob wir Gott vertrauen oder nicht.
"Euer Vergehen soll gleich einem gebrochenen Stück werden, das nahe daran ist niederzustürzen, einer Ausbuchtung an einer hochragenden Mauer"
Gottes Prophet schrieb weiter:
"Darum hat der Heilige Israels dies gesprochen: "Im Hinblick darauf, daß ihr dieses Wort verwerft, und [da] ihr auf Übervorteilung vertraut und auf das, was abwegig ist, und ihr euch darauf stützt, darum wird euch dieses Vergehen gleich einem gebrochenen Stück werden, das nahe daran ist niederzustürzen, einer Ausbuchtung an einer hochragenden Mauer, deren Zusammenbruch plötzlich, in einem Augenblick, kommen kann." (Jesaja 30:12,13)
Während wir nicht exakt sagen können, wie die Zukunft sich entwickeln wird, können wir an Hand der Taten aus der Vergangenheit voraussehen, wie die Leiter des Wachtturms reagieren könnten, wenn sie sich vor solche schweren Widrigkeiten gestellt sehen. Gemäß der Prophezeiung wird jedoch kein einziger politischer oder finanzieller Einfluss, den die Gesellschaft bisher in dieser Welt gesammelt hat, den völligen Zusammenbruch der Organisation in der nahen Zukunft verhindern können.
Die Lehre betreffend 1914, an der der Wachtturm hartnäckig festgehalten hat, ungeachtet der sich aufstapelnden Beweise, die deren Unrichtigkeit beweisen, und die das prophetische Fundament der Organisation ist, wird sicher bei der echten Gegenwart Jesu Christi direkt zusammenbrechen. Die verkehrten Bibelinterpretationen sind wie eine Steinmauer aufgebaut, und unklug genug haben wir angefangen, uns daran zu lehnen. Aber keine Menge Dogmatismus oder juristisches Manövrieren kann die Mauer des Wachtturm, die mit Sicherheit fallen wird, aufrecht halten.
Die moderne Geschichte von Jehovahs Zeugen hat viele von uns davon überzeugt, dass die Wachtturmgesellschaft immer triumphieren wird. In Zeiten, da Jehovahs Zeugen verfolgt wurden, ist sie immer ein Schutzort für uns gewesen. Oft haben wir Erleichterung gefunden, indem wir uns auf das Grundrecht beriefen, in dem religiöse Freiheit garantiert wird. Bis zum heutigen Tag hat die Rechtsabteilung des Wachtturm sich für die religiöse Freiheit von Jehovahs Zeugen stark gemacht. Die Organisation war in Zeiten von Bedrängnis und Elend eine Unterstützung für Jehovas Zeugen gewesen. Wir haben darauf vertraut, dass die Organisation immer die Wahrheit spricht und lehrt und das Richtige tut. Darum haben wir den Wachtturm also wie eine beschützende Mauer um uns herum gesehen. Aber auf welche menschliche Organisation auch immer zu vertrauen ist ein schwerwiegender Fehler, vor allem auf eine, die behauptet, Gottes sichtbare Organisation zu sein. Das Vorbild der Art und Weise, wie die Juden um das jüdische System vertrauten, muss hierfür als Beweis genügen.
Zweifellos ist das, was von uns Gottes "irdische" Organisation genannt wird, zusammen mit der Gesamtheit der Lehren und Politik sowie der physischen Infrastruktur der Gesellschaft in den Prophezeiungen dazu bestimmt einzustürzen. Weil wir unser Vertrauen zu Unrecht auf eine Organisation gesetzt haben statt auf Jehovah, sagt die Prophezeiung das Endresultat voraus:
"Und man wird sie gewiss zerbrechen, wie man einen großen Töpferkrug zerbricht, [der] schonungslos in Stücke zerschlagen [wird], so daß unter seinen zerschlagenen Stücken keine Tonscherbe gefunden werden kann, um damit das Feuer von der Feuerstelle zu scharren oder um Wasser aus einem Tümpel oben abzuschöpfen." (Jesaja 30:14)
Ja, Jehovahs "irdische" Organisation wird in Stücke geschlagen werden!
Jehovahs Zeugen mögen es dann vielleicht vorziehen zu glauben, dass die Prophezeiung nicht auf das heutige Israel Gottes anzuwenden ist, mit der Wachtturmgesellschaft als Begleiter, doch der folgende Vers lässt erkennen, dass dies sehr wohl der Fall ist. Jesaja 30:15 sagt weiter:
"Denn dies hat der Souveräne Herr Jehovah, der Heilige Israels, gesprochen: "Durch Umkehr und Ruhe werdet ihr gerettet werden. Eure Macht wird sich einfach im Ruhigbleiben und im Vertrauen zeigen." Aber ihr wolltet nicht."
Nach Jehovahs Aussage müssen wir ruhig bleiben und einfach auf Gott vertrauen, wenn die Drangsal über uns kommt, nur dann können wir Gnade und Rettung empfangen. Zweifellos nehmen Jehovahs Zeugen an, dass sie das selbstverständlich tun werden.
Wir können uns jedoch folgendes fragen: Welche Basis hat die Christenheit darauf zu vertrauen, dass Jehovah sie schlussendlich retten wird? Es gibt keine. Diejenigen, von denen Jehovah erwartet, dass sie auf ihn vertrauen werden, können also niemand anders sein als Jehovahs Zeugen. Aber gemäß der Prophezeiung werden diejenigen, denen Jehovah Rettung schenken will, nicht auf ihn Vertrauen, wenn die Zeit da ist. Ohne Zweifel ist dies eine Folge unseres Vertrauens auf unsere eigene Kraft und auf menschliche Organisationen und Einrichtungen. Keine einzige menschliche Quelle wird jedoch während der Hitze von Jehovahs Zorn eine Hilfe sein können.
Das Ergebnis wird sein, dass
"Tausend zittern [werden] wegen der Schelte von e i n e m ; wegen der Schelte von fünf werdet ihr fliehen, bis ihr übriggeblieben seid wie ein Mast auf dem Gipfel eines Berges und wie ein Signal auf einem Hügel." (Jesaja 30:17)
Welch ein mitleiderregender Anblick das sein wird, wenn Jehovas stolzes Volk vor dem tyrannischen Feind kriecht. Solch ein erniedrigendes Ereignis wird Bedingungen schaffen, durch die wir auf unsere Knie gezwungen werden und erkennen müssen, dass wir Jehovah niemals für selbstverständlich nehmen oder vorgeben dürfen, ihm zu dienen. Aber da Jehovahs Vorsatz mit seiner gesalbten Gemeine verbunden ist, verpflichtet unser Beben vor dem Feind Jehovah dazu, es für sein geläutertes Volk aufzunehmen.
Während des Urteilswerden wir gezwungen werden, vor Gott ein vollständiges Bekenntnis abzulegen über alle schlechten und verkehrten Dinge, die wir getan haben, sowohl als Organisation als auch als Individuum. Und Jehovahs Zeugen müssen Gott um Vergebung anflehen für die unglaubliche Schande, die wir über seinen heiligen Namen gebracht haben. Darum sagt der 18. Vers:
"Und deshalb wird Jehovah darauf harren, euch Gunst zu erweisen, und deshalb wird er sich erheben, um euch Barmherzigkeit zu erweisen."
Die schmerzhafte Lektion, die alle Menschen in Kürze lernen müssen, ist, dass Jehova Gott der gerechte Souverän dieser Welt ist. Der Albtraum, der dieser Welt widerfahren wird, wird ohne Zweifel beweisen, dass Menschen nicht die Weisheit besitzen, sich selbst zu regieren.
Schließlich müssen Jehovas Zeugen auch einsehen, dass Jehova Gott ist auf eine Art, die wir vorher nicht kannten. Es ist wahr, dass wir mental gesehen schon erkennen, dass Jehova Gott ist. Aber manchmal leben wir so, als ob es nicht so wäre. Und weil Jehova vor uns verborgen bleibt bis zu der Zeit, wenn seine Urteile enthüllt werden, neigen wir dazu, unseren eigenen Rat zu befolgen und auf unsere eigenen Verstand und unsere eigene Kraft zu vertrauen. Unser organisatorischer Pfad zur Rettung hat tiefe Schlaglöcher und Bodenwellen. Schlussendlich wird der von uns selbst bestimmte Kurs katastrophal verlaufen, wovon uns allein unser gnädiger Gott retten kann.
Der 22. Vers sagt das Folgende voraus, wenn wir Jehovas strenge Zurechtweisung und seine Anweisungen akzeptieren:
"Und ihr sollt den Überzug deiner gehauenen Bilder aus Silber und die enganliegende Bekleidung deines gegossenen Standbildes aus Gold verunreinigen. Du wirst sie zerstreuen. Wie eine Menstruierende wirst du dazu sprechen: "Nichts als Schmutz!""
Gemäß dem Apostel Paulus ist etwas, was unter Menschen als erhöht betrachtet wird, für Jehovah etwas Abscheuliches. Während seines Urteils wird Jehovah seine Abneigung deutlich machen, so dass Jehovahs Volk niemals mehr eine sogenannte "irdische" Organisation an die erhöhte Stelle erheben wird, an der sich jetzt der Wachtturm befindet. Erst nachdem wir die unreinen Dinge, die uns zum Straucheln gebracht haben, hinter uns lassen und erst nachdem wir Jehovah als unseren Großen Unterweiser annehmen, ja erst dann, und nur dann, wird Gott wahre Befreiung bringen, indem er den lang erwarteten Segen des geistigen Paradieses ausschüttet.
Ja, dann werden Jehovahs Auserwählte 'so hell scheinen wie die Sonne im Königreich seines Vaters' . Das liegt daran, dass Jehova persönlich seinen heiligen Geist unmittelbar auf einen jeden ausschütten wird. Das Ergebnis wird brillantes neues Licht sein, und ein neuer Geist in einem jeden, auf eine Weise, die keiner von uns jemals erlebt oder sich auch nur vorgestellt hat.
Jehova enthüllt in Jesaja 30:26 die Größe der Wahrheit, die noch enthüllt werden muss, indem er sie mit buchstäblichem Licht vergleicht:
"Und das Licht des Vollmonds soll wie das Licht der glühenden [Sonne] werden; und selbst das Licht der glühenden [Sonne] wird siebenfältig werden, gleich dem Licht von sieben Tagen, an dem Tag, an dem Jehova den Bruch seines Volkes verbindet und auch die schwere Wunde heilt, die von seinem Schlag herrührt."
"Wenn selbst das Volk in Zion, in Jerusalem, wohnen wird, wirst du keinesfalls weinen."
Die aufgezeichnete Geschichte der Bibel in Bezug auf Jehovahs Handlungsweise mit dem alten Israel lässt erkennen, dass strenge Bestrafung oft die einzige Weise ist, wie Gott die Herzen seines Volkes erreichen kann. Aber uns wird auch versichert, dass, obwohl Jehovah uns keine Freistellung von der verdienten Strafe gibt, er danach auch "gut und bereit zum Vergeben" ist.
Der Prophet Jesaja schreibt danach die folgenden ermutigenden Worte:
"Wenn selbst das Volk in Zion, in Jerusalem, wohnen wird, wirst du keinesfalls weinen. Er wird dir ganz bestimmt Gunst erweisen bei der Stimme deines Schreiens; sobald er es hört, wird er dir wirklich antworten." (Jesaja 30:19)
Wir sollten nicht mutmaßen, dass jemand Rettung empfangen wird, bevor wir ernsthaft in der Klemme stecken und in einen hilflosen Zustand gebracht worden sind, so dass wir gezwungen sind, uns an Jehovah zu wenden wegen seiner Gnade. In Wirklichkeit hat Gott unseren Glauben vorbereitet, so dass wir der kommenden schweren Wunde durch ihn standhalten, wonach er uns schließlich erlauben kann, in sein Königreich einzutreten.
Das bringt uns zurück zu dem Brief, den Paulus ursprünglich an die Hebräer schrieb. Vielleicht können wir nun besser begreifen, warum der Apostel Christen ermutigte, vor dem Ehrfurcht erweckenden himmlischen Berg Zion stehen zu bleiben. Die wahre Stadt Gottes existiert in den Himmeln, nicht auf der Erde. Hebräer 12:18 sagt:
"Denn ihr habt euch nicht dem genaht, was betastet werden kann und was durch Feuer entzündet worden ist, und einer dunklen Wolke und dichter Finsternis und einem Sturm ..."
Wenn wir hier auf der Erde keine Stadt haben, die fortbesteht und gesehen und "betastet" werden kann, wie der Apostel Paulus es beschrieb, führen wir uns selbst irre, wenn wir unser Vertrauen auf die erwartete Dauerhaftigkeit jeglicher sogenannten "irdischen" Organisation setzen. Wie Psalm 127:1 sagt:
"Wenn Jehovah selbst das Haus nicht baut, so ist es umsonst, dass seine Bauleute hart daran gearbeitet haben. Wenn Jehovah selbst die Stadt nicht behütet, so ist es umsonst, dass der Wächter ständig gewacht hat."
Nein, der kommende Zusammenbruch der Wachtturmgesellschaft wird nicht das Ende unseres Glaubens als Zeugen Jehovahs bedeuten; es wird der Moment der Wahrheit für unseren Glauben sein, der notwendigerweise wie durch Feuer geprüft werden muss. Es wird für uns den Beginn des gewaltigen Gerichtstages Gottes kennzeichnen und wird für die sehr nötige Zurechtweisung und Demütigung der Leiter der Organisation sorgen und auch für die sehr nötige Zurechtweisung und Läuterung unserer eigenen verkehrten Auffassungen und und unser verfehltes Vertrauen in die Dauerhaftigkeit eines Systems, das einzig besteht, um eine kleine Rolle in Jehovahs Vorsatz zu spielen, genau wie das jüdische System die Rolle einst erfüllte.
Und der wichtigste Grund, um vorauszuschauen auf den kommenden Zusammenbruch des Wachtturms, ist, dass Jehovah sich dadurch endlich vollständig als Gott und Retter beweisen kann.
Deutsche Übersetzung des Originaltextes von eWatchman © 2004
Nachschrift/Kommentar von den Betreibern dieser Website:
Die Bibel zeigt, dass Jehovah alle Macht und Autorität an Jesus delegiert hat, und zwar
- zum Herrschen (Daniel 7:13,14),
- zum Richten (Apostelgeschichte 17:30,31) und
- zur Urteilsvollstreckung (Offenbarung 19:13-15).
Zu der Zeit, als Jesaja diese Prophezeiung schrieb, lagen diese Dinge noch weitgehend im Dunkeln, doch heute ist es wichtig, Jesu Rolle darin im Sinn zu halten.