Die Ananias & Sapphira AG – wo ist das Geld geblieben?

Grabstein von Ananias und Sapphira© guychurch.com

2016 | Update 2022

Spenden kann tödlich sein.

Wenn es nämlich mit Geltungsdrang, Unehrlichkeit und Betrug gepaart ist.

Apostelgeschichte Kapitel 5 berichtet, dass Ananias und Sapphira, ein frühchristliches Ehepaar, aktiv wurde, um Mitchristen durch eine Spende zu helfen: Sie verkauften ein Stück Land. So weit, so gut.

Aber dann wurde ihr edles Ziel von Eigeninteresse und Geltungsdrang überlagert und führte zu einer Lüge:

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"Allerdings behielt er insgeheim etwas von dem Geld zurück, wovon auch seine Frau wusste. Er brachte nur einen Teil davon und legte ihn den Aposteln zu Füßen."

(Apostelgeschichte 5:2 NWÜ)

Ananias wollte großzügiger und liebevoller wirken, als er tatsächlich war.

Durch Inspiration deckte Petrus den Betrug augenblicklich auf:

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"Du hast ein falsches Spiel getrieben, [und dies] nicht Menschen, sondern Gott gegenüber!"

(Apostelgeschichte 5:4b)

Und Gott entzog Ananias umgehend die Lebenskraft; er fiel tot um. Seine Frau wenig später auch, nachdem sie die Lüge bekräftigt hatte. (Verse 5-10)

Wurden Hananias und Saphira bestraft, weil sie zu wenig spendeten? Waren sie gezwungen zu spenden? Und sind Christen heute verpflichtet, einen bestimmten Betrag zu spenden?

Nein, sie waren nicht gezwungen. Paulus´ Worte zeigen, dass sie selbst darüber bestimmen konnten:

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"Hätte es nicht dein Eigentum bleiben können und konntest du nicht auch nach dem Verkauf frei über den Erlös verfügen? Warum hast du in deinem Herzen beschlossen, so etwas zu tun?"

(Apostelgeschichte 5:4a EÜ)

Ja, warum eigentlich? Während wir über ihre Motive nur spekulieren können, legte Gottes Geist durch Paulus den Finger zielgenau auf den wunden Punkt:

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"Petrus aber sprach: Ananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, sodass du den Heiligen Geist belogen hast und von dem Erlös des Gutes etwas für dich auf die Seite geschafft hast?"

(Apostelgeschichte 5:3 SCH)

Mag sein, dass dieses Ehepaar zuerst einen guten Beweggrund hatte. Aber dann überwog auf einmal der satanische Geist des Egoismus und der Unaufrichtigkeit, der Gottes Heiligem Geist völlig entgegengesetzt ist, und weder Hananias noch Saphira wehrten sich dagegen.

Und warum gleich die Todesstrafe?

Offensichtlich war das aus der Sicht von Jahuah (Jehova) und Jahuscha (Jesus) ein wichtiger Präzedenzfall, der nicht nur für die junge Christengemeinde galt, sondern auch bis in unsere heutige Zeit nachhallt. Er zeigt, wie wichtig ihnen Transparenz und Aufrichtigkeit sind, und wie abscheulich sie es finden, wenn jemand versucht, ein positiveres Image aufzubauen, als ihm zusteht, und Eigennutz mit heiligen Motiven bemäntelt.

Ist der Umgang mit Spenden auch heute "gefährlich"?

Die Wachtturm-Gesellschaft der Zeugen Jehovas (WTG) finanziert sich aus Spenden und vermittelt immer wieder den Eindruck, dass alle Mittel für das "weltweite Werk" verwendet werden:

  • für Druckerzeugnisse und digitale Medien,
  • für dringend benötigte Königreichssäle und andere Gebäude,
  • als Lebensunterhalt für Vollzeitprediger
  • für Katastrophenhilfe ...

... aber fehlt da nicht etwas?

Fließen nicht auch Spendengelder in einen Bereich, der nicht so schön zur makellosen Fassade der WTG passt?

Gemälde "Das Loch" von Heng Li

Das mysteriöse Finanzloch

Die folgenden Fakten zeigen, dass es im Finanzhaushalt der WTG noch mindestens einen ungenannten Großposten geben MUSS:

+
Spendenbereitschaft gleichbleibend :

Stephen Lett, Mitglied der Leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas, lobte die unverändert hohe Spendenbereitschaft der Verkündiger weltweit.
Beleg: JW-Broadcast Sendung Mai 2015

+
Verkauf Bethel Brooklyn bringt ca 1 Milliarde € :

Der Verkaufserlös von 2 Gebäuden und einem 12.500 m² großen Grundstück im Herzen von Brooklyn wird von Immobilienexperten auf über 1 Milliarde $ geschätzt.
Beleg: Zeitungsartikel Daily Mail 13.12.2015

+
Bau Warwick kostet nicht mal die Hälfte :

Die gesamten Baukosten Warwick werden auf unter 500 Millionen $ geschätzt – u.a. auch wegen des kostenfreien Einsatzes von 18.000 Freiwilligen.
Beleg: JW.org Pressemeldung 09.12.2015

+
Bauprojekte auf Eis gelegt :

Viele Bauprojekte wurden im 3. und 4. Quartal 2015 gekürzt oder gestoppt.
Belege: CCJW London Brief 29.10.2015, WTBTS of Britain Brief 17.12.2015

+
Finanziell unterstützte Vollzeitdiener stark reduziert :

David Splane und Samuel Herd von der LK bestätigten, dass ein Teil (30 %) der Bethelmitarbeiter "eingeladen sind, das Bethel zu verlassen" (= gekündigt sind) und dass die Zahl der (unterhaltsberechtigten) Sonderpioniere ebenfalls drastisch gesenkt wird.
Beleg: Ansprache S. Herd an Bethelfamilie

+
Druckkosten ab 3. Quartal 2015 deutlich niedriger :

Die Zeitschriften "Der Wachtturm" und "Erwachet" erscheinen ab Januar 2016 nur noch zweimonatlich.
Beleg: Bekanntmachung auf der Jahresversammlung 2015

Diese sechs Punkte müssten eigentlich zu einem Finanzüberschuss beitragen, oder?

Aber wie kann es dann sein,
dass trotzdem nicht genug Geld da ist?

Die JW-Broadcast-Sendung vom Mai 2015 führt uns auf die richtige Spur.

Ausgaben in ungekannter Höhe

Trotz all dieser Einsparungen und Einnahmen gestand Stephen Lett (LK) auf tv.jw.org der globalen Zeugen-Gemeinde: "Zum einen sind die Ausgaben schneller gestiegen als je zuvor."

Stephen Lett zeigt Diagramm auf JW-BroadcastStephen Lett im JW-Broadcast Mai 2015

Welche Ausgaben?

Danach zählte Lett geplante Projekte für das nächste Steuerjahr auf:

  • 3.000 neue Königreichssäle pro Jahr weltweit,
  • 100-170 neue RTOs (Regionale Übersetzungsbüros),
  • 1.600 Königreichssaal-Neubauten oder -Renovierungen allein in den USA.

Sind das die Gründe für die gestiegenen Ausgaben?

Nein! Die aufgezählten Projekte sind geplant, liegen also noch in der Zukunft. Die schnell gestiegenen Ausgaben liegen aber in der Vergangenheit, im vergangenen Steuerjahr oder noch davor, denn Lett sagte ja: "Sie sind schneller gestiegen als je zuvor."

Welche Ausgaben waren es dann?

Was wir Zeugen Jehovas nicht wissen (sollten)

Das Problem des sexuellen Kindesmissbrauchs innerhalb von Zeugen Jehovas ist den Verantwortlichen seit den 50er Jahren bewusst. Trotz dringender Appelle von Betroffenen und Ältesten wurde nichts zum Schutz der Kinder verändert; durch die internen Handhabungsregeln werden die Täter noch immer besser geschützt als die Opfer von Missbrauch.

Deshalb fließen seit Beginn der 2000er Jahre Spendengelder in Millionenhöhe in Gerichtsklagen von Missbrauchsopfern gegen die WTG: Strafzahlungen, Entschädigungszahlungen, Anwalts- und Gerichtskosten.

Und Geld kann das massive erlittene Unrecht nicht ungeschehen machen.

Mädchen mit Pflaster auf dem Mund, Liste der Entschädigungszahlungen in $


2007:

Außergerichtliche Einigung mit 16 Missbrauchsopfern, Napa, California Court; Schadensersatzzahlungen an die Opfer (eines bekannt: 780.000 $)
Wir schätzen mal: 16 x 780.000 = 12.480.000 $


2014 :

Jose Lopez v. WT, San Diego, California: 13.500.000 $ (noch in Berufung). Ähnliche Fälle sind in den 5 US-Staaten Connecticut, Vermont, California, Oregon, New Mexico noch anhängig.


2012-2015 :

Candace Conti vs. WT: Schadensersatzzahlung in unbekannter Höhe (zuletzt wurde um 2.800.000 $ geklagt)


2015 :

"Amelia" v. WT, London, GB: £ 275.000 = 407.000 $. Berufung anhängig.

(Beleg: Wikipedia)


Ab 2016 :

In Australien ist eine Klagewelle von Missbrauchsopfern zu erwarten. Die "Royal Commission ... into Child Sexual Abuse" stellte anhand von WT-internen Dokumenten fest, dass mindestens 1.800 missbrauchte Kinder ein Anrecht auf finanzielle Entschädigung haben werden. Als durchschnittliche Entschädigungssumme wurde vorläufig 65.000 $ genannt.
Wieder geschätzt: 1.800 x 65.000 $ = 117,0 Millionen $

(Beleg: Dokument "Entschädigung und Zivilklage" der Royal Commission into ... Child Sexual Abuse in Australien, ab Seite 10. Auf Englisch)


Weltweit ...

sind mindestens 23.720 pädophile Zeugen Jehovas in einer zentralen Datei registriert (Stand 2002).
(Beleg: Website für sexuell missbrauchte Zeugen Jehovas silentlambs.org)

Grob geschätzt wären das dann 23.720 Täter x 65.000 $ Entschädigung = 1.541.800.00 $.

Wie beurteilt unser Gott JHWH wohl die Situation?

Wenn eine Organisation darin versagt, Kinder vor Vergewaltigern zu schützen, steht den Opfern für ihr Leid und ihre dauerhafte Schädigung selbstverständ­lich Schmerzensgeld zu.

Deshalb ist es empörend zu sehen, dass WT-Anwälte die berechtigten Schadensersatzansprüche der Überlebenden durch mehrere Instanzen auf ein Minimum herunterhandeln, wodurch nicht wirklich Geld gespart, sondern unsere Spendengelder statt den traumatisierten Menschen den Anwaltsbüros gegeben werden!

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"Die Form der Anbetung, die vom Standpunkt unseres Gottes und Vaters aus rein und unbefleckt ist, ist diese: nach Waisen und Witwen in ihrer Drangsal zu sehen ..."

(Jakobus 1:27)

weinendes Kind mit Wachtturm-Pflaster auf dem Mund

Ein Beispiel: In Kanada klagte 1998 eine Überlebende auf 700.000 $ Schmerzensgeld. Sechs Jahre später erhielt sie eine Entschädigung von nur 5.000 $ und wurde verurteilt, die Kosten der WT-Anwälte in Höhe von 142.000 $ zu tragen – zusätzlich zu ihren eigenen 92.000 $ Anwaltskosten.

Zeugt das von Liebe und tiefem Mitgefühl?

All diese Kosten werden seit Jahren und auch in der Broadcast-Sendung Mai 2015 bewusst nicht erwähnt, ebenso wie Ananias und Sapphira verschwiegen, dass sie nicht alles spendeten.

Kann eine Organisation, die so bewusst irreführt und betrügerisch handelt, und noch dazu herzlos, noch auf Gottes Unterstützung zählen, kann dort noch der heilige Geist ungehindert fließen?

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"Und aus Habsucht werden sie euch mit betrügerischen Worten ausbeuten; aber das Urteil über sie ist von alters her nicht müßig, und ihr Verderben schlummert nicht."

(2. Petrus 2:3)

Wann bekommen wir endlich vollständige Klarheit über die wirkliche Verwendung unserer Spendengelder?

Wann richtet der Wachtturm endlich ein Entschädigungsprogramm ein?

Wann hört man ein Eingeständnis, eine Entschuldigung für das Leid?

Und wenn das alles nicht geschieht ... wie lange kann unser Gott Jahuah wohl noch dulden, dass diese Organisation, die es versäumt hat, Tausende Kinder vor Pädophilen zu schützen und sexuelle Verbrechen den Autoritäten zur Strafverfolgung zu melden, seinen heiligen Namen trägt?

Denken wir an die schreckliche Sünde von Gibea, wo die Stadtbewohner sich weigerten, ein Sexverbrechen gerecht abzuurteilen und zu bestrafen! Im Bibelbuch Richter Kapitel 20 steht aufgezeichnet, welche Strafe diese Männer nach Gottes zornigem Willen traf.

Ein Domino-Effekt rollt auf den Wachtturm zu